Papst Franziskus in Neapel mit deutlichen Worten gegen die Mafia

Papst Franziskus hat am Samstag in Neapel die Korruption und das organisierte Verbrechen angeprangert. Bei einem Gefängnisbesuch kritisierte er auch die Zustände in Italiens Haftanstalten scharf.

Der Papst winkt den Gläubigen in Scampia aus seinem Papa-Mobil zu (Bild: sda)

Papst Franziskus hat am Samstag in Neapel die Korruption und das organisierte Verbrechen angeprangert. Bei einem Gefängnisbesuch kritisierte er auch die Zustände in Italiens Haftanstalten scharf.

Mit seinem Besuch in Neapel begab sich das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche erneut in eine Region Italiens, die im Würgegriff des organisierten Verbrechens steht. Der Heilige Vater landete mit dem Helikopter zunächst am Marienheiligtum nahe der antiken Ausgrabungsstätte von Pompeji. Dort verweilte er zunächst im Gebet.

Er wurde von Tausenden von Pilgern und Gläubigen begrüsst, als er aus Rom eintraf, die Kirche in Pompeji war übervoll. Danach besuchte der Pontifex die Camorra-Hochburg Scampia im Norden der Stadt.

Vor den Hochhaussiedlungen des Vororts traf er mit der Bevölkerung sowie Vertretern verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zusammen und hielt eine Rede. Scampia gilt als sozialer Brennpunkt Neapels und als Hochburg der Camorra, des neapolitanischen Arms der Mafia.

«Die Korruption stinkt, die korrupte Gesellschaft stinkt», mahnte der Papst in seiner Ansprache. Seit seinem Amtsantritt vor zwei Jahren hat sich der Papst immer wieder in klaren Worten gegen Korruption und Mafia gewandt. Er forderte die Kirche und die Gläubigen auf, jede Nähe zu den Kriminellen zu vermeiden.

Freiluftmesse und Gefängnisbesuch

Auf der Piazza del Plebiscito im Stadtzentrum Neapels zelebrierte Franziskus eine Freiluftmesse mit 60’000 Gläubigen. Ein Altar wurde vor der Basilika auf dem Platz aufgerichtet. Die Gläubigen konnten auf Bildschirmen die Messe verfolgen.

Schärfste Sicherheitsvorkehrungen wurden wegen des Papst-Besuches ergriffen. 3000 Polizisten waren im Einsatz, Scharfschützen waren auf Dächern postiert.

Anschliessend besuchte der Papst das drastisch überbelegte Gefängnis Poggioreale. Hier ass er mit Gefangenen zu Mittag. Die 90 Häftlinge, die die Chance hatten, den Papst zu treffen, waren unter den 1900 Häftlingen ausgelost worden.

Bei einer Begegnung mit den Häftlingen kritisierte Papst Franziskus die Zustände in den italienischen Gefängnissen. Viel zu oft seien die Lebensbedingungen der Insassen unwürdig.

Nach der Haft fehle es an Möglichkeiten, den Weg zurück in die Gesellschaft zu finden, bemängelte Franziskus zudem. Er lobte in diesem Zusammenhang die Arbeit von Sozialarbeitern und Priestern, die Ex-Häftlingen bei der sozialen Wiedereingliederung zur Seite stünden. An dieser Arbeit könne die ganze Gesellschaft wachsen. Den Häftlingen sprach der Papst Mut zu. Gott verzeihe immer, wenn ein Mensch schlechte Taten aufrichtig bereue.

Interesse für Italien

Dem Papst aus Südamerika scheint Italien mehr am Herzen zu liegen als seinen europäischen Vorgängern. Die italienischen Reiseziele offenbaren Franziskus‘ Vorliebe für die Randgebiete: Im Juli 2013 besuchte er Flüchtlinge auf der Mittelmeerinsel Lampedusa vor der tunesischen Küste, dann sprach er auf der von Arbeitslosigkeit geplagten Mittelmeerinsel Sardinien.

Mit der süditalienischen Region Kalabrien und der Provinzstadt Caserta nördlich von Neapel reiste er im Sommer 2014 in arme Regionen des Landes, die im Würgegriff des organisierten Verbrechens stehen. Im Juli 2014 besuchte er auch die von starker Abwanderung geprägte süditalienische Region Molise.

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