Papst Franziskus hat zum Auftakt seines Paraguay-Besuchs den demokratischen Prozess im südamerikanischen Land hervorgehoben. Der Papst hat am Freitag in Paraguay die letzte Station seiner achttägigen Südamerikareise erreicht.
Seit einigen Jahren habe Paraguay ein «solides und stabiles demokratisches Projekt» vorangetrieben, sagte der Papst am Freitagabend bei einem Empfang im Präsidentenpalast in Asunción in Anwesenheit des konservativen Staatschefs Horacio Cartes. In Paraguay herrschte bis 1989 die Diktatur Alfredo Stroessners, bei der nur kontrollierte Wahlen zugelassen waren.
Der 78-jährige Argentinier sprach Paraguay auch seine Anerkennung für die Entwicklung in den Bereichen Bildung und Gesundheit aus, sowie für den Kampf gegen die Korruption. Es seien jedoch noch Anstrengungen erforderlich, bis es keine Bauern ohne Land, keine Familien ohne Heim, keine Arbeiter ohne würdigen Arbeitsplatz gebe.
«Eine wirtschaftliche Entwicklung, die nicht die Schwächsten und Unglücklichsten beachtet, ist keine wahre Entwicklung», sagte Franziskus.
Besuch bei Haftanstalten
Entgegen den ersten Stationen in Ecuador und Bolivien gab es in Paraguay keine Begrüssungsworte mit dem Präsidenten am Flughafen, sondern eine grosse Empfangszeremonie im Präsidentenpalast, an der zahlreiche Regierungsmitglieder und Parlamentarier teilnahmen.
Vor der Weiterreise nach Paraguay hatte der Papst am Freitag in Bolivien die berüchtigte Haftanstalt von Palmasola in Santa Cruz de la Sierra, in der knapp 5000 Insassen praktisch sich selbst überlassen leben. Er rief Behörden und Polizei zu würdigen Haftbedingungen auf.
Auch in Asunción hielt Franziskus bei der Fahrt vom Flughafen zur Nuntiatur kurz vor einer Haftanstalt an, um sich einen Chor der dort inhaftierten Frauen anzuhören.
Am Wochenende stehen in Paraguay zwei grosse Freilichtmessen auf dem Programm, zu denen zahlreiche argentinische Pilger erwartet werden, die «ihren» Papst erleben wollen. Am Sonntagabend ist der Rückflug nach Rom angesetzt.