Die katholische Kirche will den neuen Realitäten in der Ehe und in Fragen der Sexualität ins Auge sehen. In diesem Sinne rief Papst Franziskus die Bischöfe bei der Eröffnung ihres zweiwöchigen Treffens im Vatikan auf, offen über die Belange von Familien zu diskutieren.
«Die Synodenversammlungen sind nicht dazu da, schöne und originelle Ideen zu diskutieren oder zu sehen, wer intelligenter ist», sagte der Papst am Sonntag in seiner Predigt im Petersdom, wo er mit Gläubigen und Würdenträgern aus aller Welt eine Messe zur Eröffnung des Bischofstreffens feierte.
In diesem Fall verlange der Herr von uns, «uns um die Familie zu kümmern, die von Anfang an ein wesentlicher Bestandteil seines Liebesplans für die Menschheit war», sagte der Papst weiter. Und: «Der Geist schenkt uns die Weisheit, die über die Lehre hinausgeht, um grossherzig in wahrer Freiheit und demütiger Kreativität zu arbeiten.»
Scheidung, Abtreibung, Homo-Ehe
Das Kirchenoberhaupt wurde beim Einzug von Dutzenden Kardinälen und Bischöfen begleitet. Auf der von Franziskus einberufenen Synode, die ein Beratungsgremium des Papstes ist, beraten diesmal 191 «Synodenväter», zumeist Vorsitzende der Bischofskonferenzen, über Themen wie Scheidung, Abtreibung oder die gleichgeschlechtliche Ehe.
Am Treffen, das am 19. Oktober mit der Seligsprechung von Papst Paul VI. zu Ende geht, nehmen auch Laien teil. Aus der Schweiz angereist ist Markus Büchel, Bischof von St. Gallen und Präsident der Schweizer Bischofskonferenz.
Für die an diesem Montag beginnenden Beratungen war ein Arbeitspapier auf Grundlage von Umfragen in allen Teilen der Weltkirche erstellt worden, um erstmals auch die Meinung der «einfachen» Kirchenmitglieder zu erfragen.
Kluft zwischen Lebenswirklichkeit und Lehre
Das Dokument («Instrumentum Laboris») hatte gezeigt, dass für viele Gläubige eine Kluft zwischen ihrer Lebenswirklichkeit und der Lehre der katholischen Kirche besteht.
Allerdings waren im Vorfeld bereits verschiedene Fronten innerhalb der Kirche deutlich geworden: So lehnen konservative Vertreter etwa die Zulassung von Gläubigen zur Kommunion ab, die nach einer Scheidung wieder geheiratet haben. Andere hatten hier eine mögliche Lockerung der kirchlichen Lehre angedeutet.
Beschlüsse sind von dem Treffen nicht zu erwarten. Es dient zur Vorbereitung einer weiteren Synode im kommenden Jahr zum gleichen Thema. Die Ergebnisse der anstehenden Beratungen sollen in ein Abschlussdokument einfliessen.