Mit einem Besuch beim Treffen des Lutherischen Weltbundes in Schweden setzt Papst Franziskus ein wichtiges Zeichen für die Ökumene.
Der deutsche Mönch Martin Luther soll am 31. Oktober 1517 aus Unmut über Missstände in der katholischen Kirche seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg geschlagen haben. Sein öffentlicher Protest gegen den Ablasshandel war der Auftakt der Reformation, die Europa grundlegend veränderte und die von der katholischen Kirche lange Zeit erbittert bekämpft wurde.
Allein die Teilnahme von Papst Franziskus am Montag an einem ökumenischen Gottesdienst zum Auftakt der Feierlichkeiten zum 500-jährigen Reformationsjubiläum im schwedischen Lund ist eine Geste, die bei fast all seinen Vorgängern undenkbar gewesen wäre.
Der argentinische Papst bemüht sich aber seit seiner Wahl vor gut drei Jahren um eine Annäherung mit anderen christlichen Kirchen. So traf das Oberhaupt der 1,2 Milliarden Katholiken in aller Welt vor acht Monaten als erster Papst in fast tausend Jahren einen orthodoxen Patriarchen. Er streckte seine Hand auch in Richtung der Anglikaner aus.
Christen sollen zusammenhalten
Vor seiner Abreise nach Schweden hob Franziskus hervor, dass Christen angesichts ihrer Bedrohung in einigen Weltregionen zusammenhalten müssten. «Wenn Christen verfolgt und ermordet werden, werden sie ausgesucht, weil sie Christen sind, nicht weil sie Lutheraner, Calvinisten, Anglikaner, Katholiken oder Orthodoxe sind», sagte der Papst im Interview mit zwei Jesuitenzeitschriften. Es gebe «eine Ökumene des Bluts».
Franziskus führte aus, dass sie in Luther, der von der katholischen Kirche exkommuniziert worden war, nicht mehr einen Häretiker sehe. «Luther hat einen grossen Schritt getan, indem er das Wort Gottes in die Hände der Menschen legte», sagte Franziskus über Luthers Verdienste bei der deutschen Übersetzung der Bibel und ihrer Verbreitung.
Löfven: Papstbesuch «historisch»
Der schwedische Regierungschef Stefan Löfven hat den Besuch des Papstes in Schweden zum Reformationsgedenken «historisch» genannt. «Das ist hier gross, es ist historisch», sagte der sozialdemokratische Politiker am Montag im schwedischen Fernsehen.
«Es ist wichtig für Schweden, dass der Papst hierher kommt.» Mit Franziskus wollte Löfven, der das Oberhaupt der katholischen Kirche am Flugplatz in Malmö in Empfang nahm, über Armutsbekämpfung und Menschenrechte sprechen.