Kurz vor dem Jahrestag der Flüchtlingskatastrophe vor Lampedusa hat Papst Franziskus am Mittwoch im Vatikan Überlebende getroffen. Er empfing rund 60 Flüchtlinge, die sich auf dem am 3. Oktober 2013 gekenterten Boot befunden hatten, sowie Hinterbliebene.
Die Gruppe reist an diesem Donnerstag zur süditalienischen Insel Lampedusa, um an einer Gedenkfeier teilzunehmen. Die meisten Flüchtlinge, die der Papst traf, stammten aus Somalia und Eritrea.
Einer von ihnen lebt in Norwegen, wo er einen Asylantrag eingereicht hat. Zwei andere leben in Rom, wo sie von der katholischen Gemeinschaft Sant Egidio unterstützt werden. «Auf dem Boot sind viele Menschen gestorben, die wir gut kannten», berichtete ein Überlebender.
Bei der Havarie vor einem Jahr war ein aus Libyen kommendes Schiff mit rund 545 Menschen an Bord vor der Mittelmeerinsel Lampedusa gesunken. Etwa 390 von ihnen kamen ums Leben, die Küstenwache und Fischer bargen 155 Überlebende.
Papst Franziskus hat zuletzt immer wieder zur Solidarität mit den Flüchtlingen im Mittelmeer aufgerufen. Der Heilige Vater hatte die Insel im Juli 2013 besucht, um der zahlreichen Flüchtlinge zu gedenken, die bei der Überfahrt ums Leben kamen.
Lampedusa liegt näher an der nordafrikanischen Küste als an der Küste Siziliens und ist die wichtigste Anlaufstelle für Flüchtlinge. Jeden Monat versuchen tausende Menschen, vor allem aus Afrika, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen.
Nicht endender Flüchtlingsstrom
Nach dem schweren Unglück vor Lampedusa hat die italienische Regierung die Mission «Mare Nostrum» gestartet, für die Kriegsschiffe, Drohnen und Helikopter mit Infrarot- und optischer Ausrüstung eingesetzt werden, um Flüchtlingsboote ausfindig zu machen.
Seit Jahresbeginn haben 130’000 Flüchtlinge Italien erreicht. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex geht davon aus, dass die Flüchtlingszahlen in den kommenden Wochen weiter zunehmen werden. Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) starben seit Jahresbeginn 3072 Flüchtlinge im Mittelmeer. Dies seien so viele wie seit dem Jahr 2000 nicht mehr.