Paris Saint-Germain startet heute in Bastia als grosser Favorit in die neue Ligue-1-Saison. Alles andere als der fünfte Titel in Folge wäre eine Sensation.
In den letzten beiden Jahren gewann Paris Saint-Germain in Frankreich alles, was es zu gewinnen gab: Meisterschaft, Cup und Ligacup. Das Ende der Ära, die dank finanziellen Mitteln aus Katar eingeläutet wurde, ist nicht in Sicht. Vielmehr scheint der Graben zwischen der Millionen-Truppe aus der Hauptstadt und dem Rest der Liga Saison für Saison grösser zu werden. Mit Einkäufen in der Höhe von fast 80 Millionen Euro gehen in diesem Sommer über ein Drittel der gesamten Liga-Ausgaben auf das Konto von Paris Saint-Germain, das neu vom aus Sevilla gekommenen Spanier Unai Emery trainiert wird.
Am ehesten könnten Lyon und die AS Monaco den Serienmeister in Bedrängnis bringen. Im Supercup am letzten Samstag blieb Lyon gegen Paris Saint-Germain allerdings komplett chancenlos und verlor mit 1:4. Lyon, der Zweite der letzten Spielzeit, tritt mit nahezu der selben Mannschaft an wie in der letzten Saison. Den einzigen nennenswerten Transfer verzeichnete der siebenfache Meister mit dem Abgang von Innenverteidiger Samuel Umtiti zum FC Barcelona. Monaco verstärkte vor allem seine Abwehr. Die Mannschaft aus dem Fürstentum wartet weiterhin auf den ersten Titel seit der russische Milliardär Dimitri Rybolowlew das Zepter übernommen hat.
Die schwerreiche Margarita Louis-Dreyfus, Ehefrau des ehemaligen Schweizer Nationalbank-Präsidenten Philipp Hildebrand, hat bei Olympique Marseille das Sagen, möchte aber lieber früher als später den Klub loswerden. Seit zwei Jahren werden in Marseille vor allem Spieler wegtransferiert. Fast 140 Millionen Euro brachten die Abgänge in den letzten beiden Sommer-Transferperioden ein, die Lohnmasse wurde massiv reduziert. OM macht sich auf dem Papier hübsch, um einen Käufer zu finden. Auf dem Feld war das zuletzt Gezeigte eine einzige Enttäuschung. Eine Besserung ist für diese Saison nicht in Sicht. In der fussballverrückten Stadt, wo in erfolgreicheren Jahren jeweils gegen 40’000 Saisonabos verkauft wurden, sind bisher erst gut 11’000 an den Fan gebracht worden.
Fernandes, Moubandjé und Favre
Lille, Rennes und Saint-Etienne dürften eher als Marseille im Rennen um einen der drei Champions-League-Plätze ein Wörtchen mitreden. Vor allem von Rennes wird nach zahlreichen enttäuschenden Saisons in den letzten Jahren endlich mal der Durchbruch erwartet. Trotz des Abgangs von Ausnahmetalent Ousmane Dembélé (zu Dortmund) verfügen die Bretonen über viel Qualität. Einiges wird davon abhängen, wie gut der verletzungsanfällige Yoann Gourcuff auftritt. Coach von Rennes ist neu Christian Gourcuff, der Vater von Yoann. Der Schweizer Gelson Fernandes, der in Rennes in den letzten beiden Jahren unverzichtbar war, dürfte in dieser Saison einen schweren Stand haben. Mit Clément Chantôme erhielt er einen internen Konkurrenten, der mit besseren Karten ins neue Fussballjahr steigt.
Neben Fernandes sind zwei weitere Schweizer Spieler in der Ligue 1 vertreten, die Chancen auf Einsätze haben: Vincent Rüfli strebt mit Aufsteiger Dijon den Ligaerhalt an, und François Moubandje will sich mit Toulouse nach dem sensationell verhinderten Abstieg im letzten Frühjahr wieder nach vorne orientieren. Unter dem im März als Retter engagierten Trainer Pascal Dupraz ist der Verteidiger unumstritten. Er verlängerte seinen Vertrag eben bis 2019.
Der Schweizer, der aber am meisten im Fokus steht, ist Nizzas neuer Coach Lucien Favre. Der Waadtländer wird am Sonntag im Heimspiel gegen Rennes erstmals seit September 2015 wieder für ein Pflichtspiel auf der Trainerbank Platz nehmen. Seine Aufgabe an der Côte d’Azur kündigt sich schwierig an. Nizza landete in der letzten Saison völlig überraschend auf dem 4. Platz und qualifizierte sich dadurch für die Europa League. Seither ging nicht nur Trainer Claude Puel, sondern mit Hatem Ben Arfa, Valère Germain, Jérémy Pied und Nampalys Mendy auch vier der besten Spieler. Favre muss fast aus dem Nichts ein neues Team bilden.