Paris St-Germain strebt in Frankreich den vierten Meistertitel in Folge an. Die Konkurrenz versucht mit unterschiedlichen Strategien, das finanzielle Handicap gegenüber dem Krösus wettzumachen.
Seit 2013 ist Paris St-Germain das Mass aller Dinge in der Ligue 1. Nichts deutet daraufhin, dass die anstehende Saison einen Wendepunkt markiert. Mit der Verpflichtung von Angel Di Maria tätigte der Klub den x-ten hochkarätigen Transfer in den letzten drei Jahren. Seit die Qatar Holding, die Investment-Sparte des katarischen Staatsfonds, PSG übernommen hat, wurden Spieler im Wert von rund einer halben Milliarde Franken akquiriert.
Verpflichtungen wie jene von Kevin Trapp (Eintracht Frankfurt) und Benjamin Stambouli (Tottenham) gehen da fast unter. Dabei haben sie je rund neun Millionen Euro gekostet; auf der Liste der teuersten Ligue-1-Neuzugänge in diesem Sommer stehen sie auf Rang 3 und 4. Nur die AS Monaco leistete sich neben PSG einen Zuzug im zweistelligen Millionenbereich – den 20-jährigen Adama Traoré, der von Lille gekommen ist.
Spekulanten in Monaco, Stars in Lyon
Längst hat aber auch Monaco den Versuch aufgegeben, Paris St-Germain mit dessen Waffen zu schlagen. Der milliardenschwere russische Besitzer Dimitri Rybolowlew setzt nun auf vielversprechende junge Spieler, die teuer eingekauft und noch teurer abgesetzt werden. Das funktioniert sowohl in sportlicher als auch in finanzieller Hinsicht erstaunlich gut. Die Transfers von Geoffrey Kondogbia (Inter Mailand) und Yannick Ferreira Carrasco (Atletico Madrid) brachten in diesem Sommer 60 Millionen Euro ein. Dafür wurden andere Talente wie Traoré verpflichtet.
Einen anderen Weg geht Lyon, das neben Monaco der härteste Konkurrent von PSG sein dürfte. Der siebenfache Meister zählt wie letzte Saison, als es lange im Meisterrennen mithielt, auf zahlreiche Spieler, die bei den eigenen Junioren ausgebildet wurden. Dank der garantierten Einnahmen aus der Champions League konnten die hausgemachten Stars Alexandre Lacazette, letzte Saison Torschützenkönig, und Nabil Fekir gehalten werden. Zudem wurde mit Claudio Beauvue ein hoch dotierter Stürmer dazu geholt.
Zwar scheint bei Lyon auf den ersten Blick ziemlich alles beim Alten geblieben zu sein. Doch die Ansammlung junger Spieler, die letzte Saison für Furore gesorgt hat, scheint nicht mehr so gut zu harmonieren. Präsident Jean-Michel Aulas klagte nach dem 0:6 im Testspiel gegen Arsenal und ein halbes Jahr vor dem Einzug in das selber finanzierte neue Stadion: «Vorher war es eine Gruppe von Freunden, heute ist es eine Mannschaft von Stars mit grossen Salären.»
Marseilles riskantes Spiel
Olympique Marseille, der vierte Ligue-1-Klub mit einem dreistelligen Millionenbudget, stellte nicht zum ersten Mal in den letzten 25 Jahren alles auf den Kopf. Mit André-Pierre Gignac, André Ayew und Dimitri Payet verliess ein Trio Südfrankreich, das letzte Saison an zwei Dritteln aller Tore von OM beteiligt gewesen war. Insgesamt liess die Mannschaft von Marcelo Bielsa sechs Stammspieler ziehen. Beim Trainingsauftakt Anfang Juli liessen die Fans ihren Unmut spüren und forderten den Abgang von Präsident Vincent Labrune und Besitzerin Margarita Louis-Dreyfus.
Seither haben sich die Wogen etwas geglättet. Der in Marseille Kultstatus geniessende argentinische Coach Bielsa lotste unter anderen Lassana Diarra und Abou Diaby ans Mittelmeer. Beide sind französische Ex-Internationale, denen es aber an Spielpraxis mangelt. Diarra spielte bei seinem vorherigen Klub Lokomotive Moskau im Mai vor einem Jahr letztmals, und Diaby stand verletzungsbedingt für Arsenal in der letzten zwölf Monaten nur 66 Minuten auf dem Feld.
Frey in der Warteschlaufe
Mit Goran Karanovic (Angers), Michael Frey (Lille), Dylan Gissi, Sébastien Wüthrich (beide Montpellier), Gelson Fernandes (Rennes) und François Moubandje (Toulouse) stehen derzeit sechs Schweizer im Kader eines Ligue-1-Vereins. Fernandes und Moubandje dürften einen Stammplatz auf sicher haben. Die anderen hingegen werden für Einsatzminuten kämpfen müssen. Michael Frey hat nach seinem im letzten Januar erlittenen Knöchelbruch und dem Trainerwechsel in Lille einen schweren Stand. Sein neuer Coach Hervé Renard, zuvor Afrika-Cup-Sieger mit der Elfenbeinküste, gibt anderen Stürmern derzeit den Vorzug.
Lille, Rennes und Montpellier könnten im Rennen um die Europacup-Plätze ein Wort mitreden. Toulouse muss sich nach dem knapp vermiedenen Abstieg in der letzten Saison rehabilitieren. Für Angers, erstmals seit 21 Jahren wieder erstklassig, ist der Klassenerhalt das Ziel. Die beiden anderen Aufsteiger sind Troyes und GFC Ajaccio. Die Korsen, die erst 2012 Profistrukturen eingeführt haben, sind erstmals in der Ligue 1 vertreten und weisen mit 14 Millionen Euro das kleinste Budget der Liga auf.