Pünktlich zu Pablo Picassos 133. Geburtstag ist dann doch noch alles gut geworden. Nach fünfjährigem Umbau wird am Samstag das bekannte Pariser Picasso-Museum wiedereröffnet, Frankreichs Staatschef François Hollande höchstpersönlich wird dem Anlass beiwohnen.
Er wird in dem rundum erneuerten Stadtpalais Hôtel Salé im Szeneviertel Marais vorbeischauen, um die neu ausgestellten Werke des Genies zu bewundern.
Dabei hatte es in den vergangenen Monaten ordentlich gekracht: Der Eröffnungstermin musste mehrfach verschoben werden, die Museumsdirektorin wurde gefeuert und Picassos Sohn Claude wetterte gegen die französische Regierung.
«Das gehört der Vergangenheit an, jetzt müssen wir ein neues Kapitel aufschlagen», sagt Anne Baldassari. Die langjährige Museumsdirektorin war im Mai geschasst worden, nachdem sie monatelang mit ihren Mitarbeitern im Clinch gelegen hatte. Diese warfen ihr unter anderem einen autoritären Führungsstil vor, der Bericht eines Inspektors prangerte ein miserables Arbeitsklima an.
Picasso stützt Baldassari
Heftigen Zank gab es auch um den Eröffnungstermin. Die ursprünglich auf zwei Jahre angesetzten Bauarbeiten in dem Stadtpalais aus dem 17. Jahrhundert dauerten ohnehin mehr als doppelt so lange. Dann wurde die für diesen Juni anvisierte Eröffnung erst auf Ende September verschoben, schliesslich auf Ende Oktober.
Das brachte Claude Picasso auf die Palme, einen der Söhne des 1973 verstorbenen spanischen Malers. «Ich habe den Eindruck, Frankreich veräppelt mich und meinen Vater», wetterte er im Frühjahr in einem Zeitungsinterview. Er sprach sich auch vehement für Baldassari aus und drohte sogar damit, aus dem Verwaltungsrat des Museums zurückzutreten, sollte jemand anderes als die langjährige Direktorin die Eröffnungsausstellung entwerfen.
Es wirkt jetzt wie eine grosse Geste der Versöhnung, dass tatsächlich die Ex-Museumsdirektorin für die Hängung der Gemälde zuständig war, wie sie am Samstag erstmals öffentlich zu sehen sein wird.
Doppelte Fläche
Auf 3600 Quadratmetern Ausstellungsfläche können im Picasso-Museum nun Bilder und Skulpturen des spanischen Jahrhundertkünstlers bewundert werden. Das sind doppelt so viele Quadratmeter wie zuvor: Keller und Dachgeschoss wurden in Ausstellungsräume umgewandelt, Verwaltungsräume in ein Nachbargebäude verbannt, ein alter Pferdestall zur Empfangshalle umfunktioniert.
«Das ist ein magischer Ort, eines der schönsten Stadtpalais‘ in Frankreich, die Räume sind aussergewöhnlich und dem Werk Picassos wirklich angemessen», schwärmt der neue Museumsdirektor Laurent Le Bon nach dem Umbau, der 52 Millionen Euro kostete und damit deutlich mehr als ursprünglich veranschlagt.
Und seine Vorgängerin Baldassari will Picassos Werk anders präsentieren als in den Museen sonst üblich: «Es reicht mit dieser mitfühlenden, ein bisschen kitschigen, sogar transusigen Vision von Picasso und seinen Frauen. Manche Kunsthistoriker sagen: Eine Frau, ein Stil. Aber darum geht es nicht. Wenn Picasso seinen Stil revolutionierte, dann aus strukturellen Gründen, und nicht weil er X oder Y getroffen hat.»
Fast 5000 Exponate
Das Museum verfügt über eine der bedeutendsten Picasso-Sammlungen der Welt. Zu den mehr als 4700 Exponaten zählen knapp 300 Gemälde und mehr als 360 Skulpturen, aber auch Fotografien und Dokumente aus dem Besitz des Malers und seiner Nachfahren.
Nach der monatelangen Verzögerung bei der Wiedereröffnung des Museums wurde nun ein symbolisches Datum gewählt: Der 25. Oktober ist der Geburtstag Picassos. Und es ist ein weiterer kultureller Höhepunkt in Paris: Erst am Montag war in der französischen Hauptstadt die von Stararchitekt Frank Gehry entworfene Stiftung Louis Vuitton für moderne und zeitgenössische Kunst eingeweiht worden.