Um den Klingnauer Stausee im Aargau vor der Verlandung zu retten, hat das Kantonsparlament am Dienstag einen Kredit von 2,4 Millionen Franken gesprochen. Das Konzept ist umstritten, weil mit krebserregender Chemikalien belasteter Schlamm in den Rhein gepumpt werden soll.
Der Grosse Rat hiess den Zusatzkredit trotz Kritik aus den Reihen verschiedener Parteien mit 66 zu 61 Stimmen gut. Baudirektor Peter C. Beyeler (FDP) setzte sich vehement für das Vorhaben ein.
Der in den 1930er Jahren künstlich angelegte Klingnauer Stausee ist ein beliebtes Naherholungsgebiet und gilt auch als internationales Vogelparadies.
Rund 40’000 Kubikmeter Sedimentsmaterial sollen aus dem flachen Stausees entfernt werden. Im Stausee, insbesondere im linken Seitenarm, ist ein grosser Teil des Schlamms mit Polychlorierten Biphenyle (PCB) verseucht.
Die krebsauslösende Chemikalie war bis in die 1980er-Jahre als Hydraulikflüssigkeit und Weichmacher verwendet worden. Der Stoff wurde über die Flüsse Aare, Reuss und Limmat in den Stausee geschwemmt.
Die PCB-Belastung hat auch Auswirkungen auf die Fische. So liegen die PCB-Werte der Aale und Barben im Stausee über den Bundesempfehlungen. Der Kanton selbst rät deshalb vom Verzehr dieser Fische ab.
Vieles ist eine Kostenfrage
Regierungsrat Beyeler betonte, der Kanton habe das Abpumpen des Schlamms und die Entsorgung in geeignete Deponien geprüft. Dies sei jedoch bis zu vier Millionen Franken teurer. Einzig der stark belastete Schlamm solle entsorgt werden.
In Abwägung der ökologischen und wirtschaftlichen Aspekte habe sich der Kanton für die Einleitung der schwächer belasteten Sedimente in den Rhein entschieden. Gemäss Abklärungen einer externen Firma liege die Belastung des Schlammes nicht über den Grenzwerten, wie es in einem Bericht des Regierungsrates heisst.
Gegen das Vorhaben sind noch Einsprachen hängig, unter anderem vom Aargauer Fischereiverband und von der Pachtvereinigung Unteres Aaretal. Wann mit den Arbeiten begonnen wird, ist daher vorerst offen.