Der Schutz der Schwäne soll in der Schweiz gelockert werden. Darin sind sich National- und Ständerat einig. Von Höchstzahlen für die Schwäne, wie sie die kleine Kammer fordert, hält der Nationalrat allerdings wenig. Er setzt stattdessen auf eine Lösung wie beim Wolf.
Ginge es nach dem Ständerat, würde der Höckerschwan künftig als jagdbare Tierart eingestuft und für gewisse Gebiete würden Höchstzahlen festgelegt. Dem Nationalrat geht das jedoch zu weit. Er hat am Mittwoch eine Motion aus dem Ständerat abgeändert.
Der Nationalrat fordert eine Lösung, wie es das Parlament zur Regulierung des Wolfsbestandes beschlossen hat. Der Höckerschwan soll demnach grundsätzlich eine geschützte Tierart bleiben. Bei konkreten Problemen sollen die Kantone beim Bundesamt für Umwelt (BAFU) eine Abschussgenehmigung einholen können.
Füttern lockt Tiere an
Gegen die Lockerung des Schutzes setzten sich SP und Grüne ein. Die heutige Praxis sei bewährt und erfolgreich, sagte Silva Semadeni (SP/GR) im Namen der Minderheit. Im Normalfall verursachten die Schwäne keine Probleme. Hauptproblem seien die meist gut gemeinten Fütterungen, die eine grosse Lockwirkung hätten. Eine Änderung der Gesetzgebung auf nationaler Ebene sei jedoch nicht notwendig.
Bereits heute können die Kantone beim Bund ein Gesuch stellen, wenn sie den Schwanenbestand regulieren wollten. Sie müssen jedoch vorgängig nachweisen, dass Schäden entstanden sind und Massnahmen dagegen ergriffen wurden. Das sei relativ aufwendig, sagte Kommissionssprecher Hans Grunder (BDP/BE).
Die Mehrheit des Nationalrats möchte es den Kantonen nun erlauben, proaktiv zu handeln. Der Nationalrat stimmte der abgeänderten Motion mit 91 zu 74 Stimmen bei 16 Enthaltungen zu. Nun ist der Ständerat wieder am Zug.
Keine natürlichen Feinde
Die Motion eingereicht hatte der ehemalige Nidwaldner CVP-Ständerat Paul Niederberger. Die Höckerschwäne hätten sich mangels natürlicher Feinde und dank des gesetzlichen Schutzes ungestört vermehrt, argumentierte er. In Nidwalden habe die Population überhand genommen. Die Tiere hätten an Sympathie verloren, weil sie Wiesen und Spazierwege verkoteten.
Das Drohverhalten der Schwäne könne Spaziergänger, Radfahrer und Kinder beängstigen, sagte Grunder. Auch komme es zu Konflikten mit den Landwirten, da Kühe das verkotete Gras nicht mehr fressen würden oder daran erkrankten.
Der Höckerschwan – namensgebend ist der schwarze Höcker über dem Schnabel – ist in der Schweiz ursprünglich nicht heimisch. Gemäss BAFU wurde er im 17. Jahrhundert in Parkweihern ausgesetzt. In der Schweiz gibt es laut Grunder je nach Jahreszeit rund 5000 Höckerschwäne.