Auf den Malediven sind die Parlamentswahlen am Samstag ohne grössere Zwischenfälle zu Ende gegangen. Rund 240’000 Stimmberechtigte des islamischen Inselstaates waren dazu aufgerufen, 85 Volksvertreter zu wählen.
Abgestimmt wurde auch in vielen Ferien-Resorts sowie auf abgelegenen Atollen des 1200-Insel-Reichs im Indischen Ozean.
Die Wahlkommission möchte erste Ergebnisse in der Nacht (Ortszeit) veröffentlichen. Erwartet wird ein harter Kampf zwischen der oppositionellen Fortschritts-Partei der Malediven (PPM) des früheren Präsidenten Mohamed Nasheed und der Regierungskoalition rund um die Maledivische Demokratische Partei (MDP), der auch Präsident Abdulla Yameen angehört.
Die PPM will die Luxus-Tourismusindustrie weiter fördern und die Infrastruktur ausbauen. Die MDP verspricht, die lokalen Inselverwaltungen zu stärken und die Einnahmen aus dem Tourismus einer breiteren Bevölkerungsschicht zukommen zu lassen.
Die Antikorruptionsorganisation Maldives International erklärte, Vorbereitung und Durchführung der Wahl verliefen glatt. Allerdings läuft noch ein Gerichtsverfahren, weil die Wahlkommission derzeit nicht vollständig besetzt ist. Damit könnte die Abstimmung nachträglich für ungültig erklärt werden.
Interventionslust des Obersten Gerichts
Bereits bei der Präsidentenwahl im vergangenen Jahr hatte der Oberste Gerichtshof zahlreiche Wahlgänge für ungültig erklärt, verschoben und mit neuen Regeln versehen. Beobachter sprechen von politischem Einfluss auf die Richter.
Die Schlangen vor den Wahllokalen waren auf der Hauptstadt-Insel Malé diesmal kürzer als bei der Präsidentenwahl. „Wir fühlen uns hilflos, denn was auch immer wir wählen, wird das Gericht wieder einkassieren“, sagte die 28-jährige Fathun. „Viele meiner Freunde sind desillusioniert und fühlen sich entrechtet.“
Alte Eliten herausgefordert
Dabei war im Jahr 2008 auf den Malediven erstmals frei und fair gewählt worden. Nach drei Jahrzehnten unter Autokrat Maumoon Abdul Gayoom führte der Umweltschützer und Menschenrechtsaktivist Nasheed die Demokratie, doch musste er nach nur dreieinhalb Jahren wegen einer Meuterei der Sicherheitskräfte abtreten. Seitdem ringen die alten Eliten und die neuen Kräfte um die Macht in dem Tropenparadies.