Ausgerechnet ein Shorthander entscheidet die diesjährige NLA-Meisterschaft. Der 14. Schweizer Meistertitel des SC Bern ist mehr als verdient.
Es passt zu einer verrückten Saison des SCB, dass Derek Roy in der 52. Minute in Unterzahl das entscheidende Tor erzielte. «Ich hatte noch frische Beine, da ich während zwölf Minuten auf der Strafbank sass», sagte der Kanadier und fuhr fort: «Wir kämpften uns durch viele Widrigkeiten, hatten viele Verletzte, wechselten den Trainer. Es war ein Auf und Ab in dieser Saison. In den Playoffs hat sich jeder gesteigert.»
Wie die Berner in der entscheidenden Meisterschaftsphase auftraten, dafür gebührt auch Lars Leuenberger ein grosses Kompliment. Der im November vom Assistenten zum Headcoach beförderte 41-Jährige trug mit seiner unaufgeregten Art nicht unwesentlich dazu bei, dass sich der SCB in den Playoffs mental auf der Höhe zeigte und elf seiner zwölf Siege mit einem Tor Unterschied feierte.
Überhaupt verloren die Berner in der entscheidenden Meisterschaftsphase nur zwei Partien, obwohl sie mit den ZSC Lions und Davos auf die beiden besten Teams der Qualifikation trafen. Seit dem Wechsel auf den Best-of-7-Modus im Jahr 1998 gelang es neben dem SCB nur dem HC Davos (2011) mit bloss zwei Niederlagen in den Playoffs den Meisterpokal in die Höhe zu stemmen.
«Es war heute Abend wieder eine riesige Mannschaftsleistung», sagte Leuenberger. «Wir freuen uns nun einfach. Wir haben es verdient.» Ein Schlüsselmoment war für ihn der erste Sieg gegen die ZSC Lions im Viertelfinal (4:3 n.P.). «Ich habe immer gesagt, dass dies der wichtigste Sieg in diesen Playoffs war. Sonst wären wir nun nicht hier.» Das Herz habe sie zum Meistertitel geführt. Leuenberger wird in der nächsten Saison allerdings nicht mehr an der Bande der Berner stehen, ihm wurde bereits vor dem Playoff-Start mitgeteilt, dass er den Verein verlassen muss. Seine Zukunft ist deshalb offen. Es ist jedoch gut möglich, dass er der nächste U20-Nationaltrainer der Schweiz wird. «Lassen wir uns überraschen, zuerst geniesse ich nun einmal den Moment», so Leuenberger.
Trotz der Finalniederlage kann auch Lugano mit seiner Saison zufrieden sein. Die Bianconeri kamen erstmals seit 2006 wieder über die Viertelfinals hinaus. Das sah auch Trainer Doug Shedden so, der die Tessiner Ende Oktober übernommen hatte. Bei der Entlassung von Patrick Fischer lagen sie auf dem letzten Tabellenplatz. «Es gibt nichts Negatives in diesem Jahr, sondern nur Positives. Wir können darauf aufbauen. Wir sind ein guter Eishockey-Klub. Leider kann nur ein Team gewinnen. Bern fand einen Weg zum Siegen, wir einen zum Verlieren.»
Einen der Gründe für die Finalniederlage sah Shedden in den Leistungen seiner Ausländer. Nach dem 5:4-Sieg zum Auftakt erzielten die schwedischen Künstler Linus Klasen, Fredrik Pettersson und Tony Martensson zusammen nur noch ein Tor. Die drei kanadischen Feldspieler der Berner dagegen zeichneten in den letzten drei Spielen für fünf der acht Tore des SCB verantwortlich. Dass die Produktivität der Schweden-Fraktion von Lugano nachliess, daran trägt allerdings auch Shedden eine Teilschuld, forcierte er doch seine Topstars (zu) stark. Das zehrte sichtlich an den Kräften.