Ein jugendlicher Asyl-Bewerber aus Guinea wurde wegen des Verdachts auf eine Ebola-Erkrankung ins Spital Saint-Loup VD gebracht. Für die Schweizer Bevölkerung bestehe keine Gefahr, schreibt die Gesundheitsbehörde.
In der Schweiz ist ein Ebola-Verdachtsfall aufgetreten. Ein Jugendlicher aus Guinea, der sich seit Dienstag im Universitätsspital Lausanne befindet, erfüllt die Kriterien für einen Ebola-Verdachtsfall, wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mitteilte.
Ob er tatsächlich an der Krankheit leide, sei Gegenstand medizinischer Abklärungen, heisst es. Für die Schweizer Bevölkerung bestand und bestehe keine Gefahr, schreibt die Gesundheitsbehörde.
Der Jugendliche aus Guinea war am 17. September in der Asyl-Empfangsstelle Vallorbe VD angekommen. Laut seinen Angaben war er zwei Tage zuvor aus seiner Heimat nach Frankreich abgeflogen.
Weil seine Einreise innerhalb der Inkubationszeit von maximal 21 Tagen erfolgt sei und er bei der Ankunft in Vallorbe erklärt habe, ein Mitglied seiner Familie sei an Ebola gestorben, sei er nicht in der Empfangsstelle aufgenommen, sondern umgehend zur Überwachung ins Spital St-Loup VD gebracht worden.
Fieber nach einer Woche
Am Dienstag, knapp eine Woche nach dem Eintritt in die Quarantäne, sei beim Jugendlichen Fieber aufgetreten. Deshalb sei er gemäss den Kriterien des BAG als Ebola-Verdachtsfall eingestuft und unter allen erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen nach Lausanne ins Universitätsspital überführt worden. Dort seien ihm Blutproben abgenommen worden.
Das BAG will die Öffentlichkeit wieder informieren, sobald nähere und verlässliche medizinische Erkenntnisse vorliegen. Der vorliegende Fall und die rasch getroffenen Vorkehrungen und Abklärungen zeigten, dass die Vorsichtsmassnahmen bisher funktioniert hätten.
Erster Flug aus Ebola-Gebiet am Montag
Am Montag war erstmals eine Person aus dem Ebola-Gebiet in die Schweiz geflogen worden. Es handelte sich dabei um einen Krankenpfleger, der in Sierra Leone für eine internationale Organisation im Einsatz war. Das Risiko, dass der Betroffene erkrankt ist, wurde aber vom BAG als sehr gering eingestuft.
Er wird während drei Wochen überwacht und regelmässig untersucht. Entwickelt er in dieser Zeitspanne keine Symptome, lässt sich laut BAG eine Erkrankung ausschliessen.
Exponentieller Anstieg der Infektionen
Laut Experten beschleunigt sich in Westafrika der Anstieg der Zahl von Ebola-Erkrankungen immer stärker. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte unter Berufung auf eine Studie, dass sich die Zahl der Neuansteckungen von Hunderte auf Tausende pro Woche erhöhen könnte.
Angesichts der derzeitigen exponentiellen Zunahme der Ebola-Fälle könnten bis zum 2. November mehr als 20’000 Menschen infiziert sein, wenn jetzt nicht mehr getan werde, heisst es in einer in der Fachzeitschrift «New England Journal of Medicine» veröffentlichten Studie der WHO und des Imperial College in London.
Der WHO-Verantwortliche und Co-Autor der Studie, Christopher Dye, sagte, die Voraussagen seien noch zurückhaltend. «Aber wenn Sie bis auf den 2. Januar vorausblicken, kommen Sie auf Hunderttausende Neuansteckungen», sagte Dye.
Die Krankheit könnte sich der Studie zufolge über Jahre in der Region festsetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Studienautoren von einer deutlich höheren Sterberate bei dem in Westafrika wütenden Erreger ausgehen: Sie liege bei rund 71 Prozent der Infizierten und nicht bei etwa 50 Prozent, heisst es in der Studie.
Sierra Leone schliesst Grenzen
Es handelt sich um den schlimmsten Ausbruch des Ebola-Virus seit dessen Entdeckung. Insgesamt seien in den fünf betroffenen westafrikanischen Staaten bis zum 18. September 5864 Menschen infiziert worden, von denen 2811 der Krankheit erlegen seien, teilte die WHO mit.
Liberia ist mit 3022 Fällen und 1578 Toten am stärksten betroffen, gefolgt von Guinea und Sierra Leone. In Nigeria und Senegal sei die Epidemie dagegen praktisch unter Kontrolle. In den anderen drei Staaten breitet sich das hochansteckende Virus jedoch weiter rapide aus.
Sierra Leone schloss wegen der Epidemie am Dienstag seine Grenzen zu Liberia und Guinea. Ein Sprecher der Armee Sierra Leones sagte der Nachrichtenagentur Reuters, Soldaten seien an alle Übergänge geschickt worden. Die Grenze sei abgeriegelt worden, um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.