18 Jahre nach Bruno Kernen hat die Schweiz wieder einen Abfahrts-Weltmeister. Patrick Küng holt sich in Beaver Creek Gold. Und auch Bronze geht dank Beat Feuz an Swiss-Ski.
Am Lauberhorn in Wengen hatte Hannes Reichelt den Schweizern die ganz grosse Ski-Party vermasselt, indem er Beat Feuz, Carlo Janka und Patrick Küng auf die Ränge 2 bis 4 verwies. Und auch in Beaver Creek jagte einer den Schweizern einen gehörigen Schreck ein. Der Amerikaner Travis Ganong, mit Nummer 22 als letzter der Favoriten gestartet, war hervorragend unterwegs, und er verdrängte Feuz tatsächlich noch auf Position 3. Doch an einem kam auch der US-Boy, der im Dezember in der Abfahrt von Santa Caterina sein erstes Weltcuprennen gewonnen hatte, nicht mehr vorbei: an Patrick Küng.
Der 31-jährige Glarner krönte seine bisherige Laufbahn mit einer total risikoreichen und dennoch nahezu fehlerlosen Fahrt. In Beaver Creek hatte Küng im letzten Winter – im Super-G – seinen ersten Weltcupsieg eingefahren, und später triumphierte er auch am Lauberhorn in Wengen. Doch in dieser Saison hatte es ihm in der Abfahrt nie aufs Podium gereicht. Platz 4 in Wengen war sein bestes Ergebnis, weshalb er sich über die interne Qualifikation fürs Rennen hatte qualifizieren müssen. Und nachdem er im WM-Super-G nur den enttäuschenden 16. Platz belegt hatte, zählte er nicht mehr unbedingt zu den ganz grossen Anwärtern auf den Sieg. Doch Küng glaubte an sich und an seine Fähigkeiten.
Patrick Küng eroberte den 12. Schweizer WM-Titel in der Abfahrt. An grossen Titelkämpfen hatte er aber noch nie reüssieren können. Letzten Winter an den Olympischen Spielen in Sotschi wurde er durch Magen-Darm-Probleme um seine Chance gebracht. Der 7. Abfahrts-Rang von 2013 in Schladming war Küngs bisher bestes WM-Ergebnis.
Auch Beat Feuz hätte die Goldmedaille in den Beinen gehabt. Doch der Berner kam im Gegensatz zu Küng nicht ohne Patzer durch. Feuz geriet im obersten Streckenteil auf den Innenski und konnte nur knapp ins nächste Tor ziehen. Danach holte der Emmentaler mächtig auf und wurde letztlich noch mit Bronze entschädigt, womit er wie Küng seine erste Medaille an einem Grossanlass gewann. Letztmals standen 2009 in Val d’Isère zwei Schweizer auf dem Abfahrts-Podium einer WM. Doch damals wurden Didier Cuche und Janka vom Kanadier John Kucera noch geschlagen.
Carlo Janka und Didier Défago erreichten die Ränge 9 und 11, womit aber auch sie noch vor dem besten Österreicher klassiert waren. Der ÖSV, der mit zwei Goldmedaillen so gut in die WM gestartet war, brachte mit Olympiasieger Matthias Mayer den besten Mann auf Platz 12 und kassierte eine bittere Schlappe. Auch der mit einer Schulterverletzung gestartete Norweger Kjetil Jansrud konnte nicht in den Kampf um die Medaillen eingreifen und wurde nur 15.
Beaver Creek (USA). Weltcup-Abfahrt der Männer: 1. Patrick Küng (Sz) 1:43,18. 2. Travis Ganong (USA) 0,24 zurück. 3. Beat Feuz (Sz) 0,31. 4. Steven Nyman (USA) 0,34. 5. Guillermo Fayed (Fr) 0,39. 6. Aksel Lund Svindal (No) 0,45. 7. Ondrej Bank (Tsch) 0,56. 8. Adrien Théaux (Fr) 0,63. 9. Carlo Janka (Sz) und Andrew Weibrecht (USA) 0,67. 11. Didier Défago (Sz) 0,71. 12. Matthias Mayer (Ö) 0,92. 13. Hannes Reichelt (Ö) 0,94. 14. David Poisson (Fr) 0,96. 15. Kjetil Jansrud (No) 0,99.