Patrick Salmens neues Buch heisst «Ich habe eine Axt» – offensichtlich muss da jemand kräftig austeilen. In Wahrheit steckt dahinter ein kleiner Bub. Wie lange ist das lustig?
Patrick Salmen weiss, dass die Welt auch ohne sein Buch auskommt. Lässt er uns jedenfalls im Vorwort zu seiner Slam-Poetry-Sammlung «Ich habe eine Axt» wissen. Sein Alter Ego, das in den Texten den gleichen Namen trägt, ist sowieso bloss ein schüchterner Typ. Nicht mal, dass er sich hasst, er kriegt einfach den Schritt nach draussen nicht auf die Reihe. In die Bar gehen und Leute treffen: schwierig. Dabei eine Frau kennenlernen: ganz schwierig.
Und empfindlich ist er erst. Eine doch irgendwie aufgetriebene Geliebte steckt ihm, dass sie ihn ohne Bart auch ganz gut fände. Für Salmen ein Grund, sie zu verlassen. Sein Brief an sie: «Verdammt, ich rasiere mich nicht! Nur die Konturen. Da bin ich eitel. Aber das mache ich nicht mit Schaum, sondern mit Schnaps, du Schlampe.» Bekanntlich kommen nur die Harten in den Garten. Patrick Salmen ist nicht hart. Deswegen trägt er einen Bart. So kann sich sein Gegenüber wenigstens an der Härte seiner Stoppeln reiben. Immerhin! Doch «verlegen statt verwegen» lautet die bittere Wahrheit hinter dem kultivierten Räuberlook. Stets um Kaschierung bemüht, dass er «ausser Fressen, Schlafen und Kacken nicht viel auf dem Kasten hat».
Lieber hören als lesen
Ein erfrischend ehrlicher Knabe, dieser Verlierer, wie er uns teilnehmen lässt an seinen Versuchen, der Kerl zu sein, der er nicht ist. Doch Ehrlichkeit ist nicht mal Salmens Taktik. Seine Waffe ist die Bosheit. Weil er sich nicht zu zeigen traut, dass er eigentlich alle liebhat, heuchelt er Verachtung. So einfach ist das. Seine Mutter hat jahrelang bei Monopoly gewonnen, Salmen reagiert ohne Umwege: «Ich habe den Kontakt zu dieser Frau radikal abgebrochen.» Sein Vater ist ein schlechter Scrabblespieler, doch das ist Salmen auch nicht recht. Er schimpft ihn «dieser intellektuelle Dünnbrettbohrer». Und wehe, man mag Sudokus. Oder Literatur von Coelho. Oder Salmens Buch nicht. Denn «denken Sie dran: Ich habe eine Axt!»
Ein solides Humorkonzept trägt Salmens Texte, auch wenn dieser trockene Sarkasmus schon sehr oft herhalten musste – manchmal kommt es weniger gut und manchmal sehr. Beim Lesen hört man den Slampoeten Salmen als Performer auf der Bühne. Und das muss man. Eigentlich steht Salmen da vorne und man ist durch das Ambiente schon ganz weich, sodass der Lachtriller nicht angestossen werden muss, sondern nur am Trillern gehalten. Sobald man das vergisst, schweift man ab. Und Salmens böse Axt ist vergessen.
Deswegen geht man am besten zu Salmens Lesung in Basel. Doch auch beim selber Lesen findet man Leckerbissen.
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«Räuberbart – Lesung, Schelmerei & Radau», 10. April, 20:30 Uhr, Parterre Basel, Klybeckstrasse 1b.