Paul Estermann reitet im Grand Prix beim CSIO St. Gallen als Dritter aufs Podest. Der Luzerner muss sich im Sattel von Lord Pepsi einzig den Iren Bertram Allen und Richard Howley beugen.
Als Sieger fühlte sich auch Steve Guerdat, der Fünfter wurde. Der Jurassier blieb im GP vom Sonntag mit der Stute Hannah erneut fehlerfrei. Er kassierte die Extraprämie von 50’000 Franken, weil er in allen Hauptprüfungen des viertägigen CSIO Schweiz keinen Fehler beging und somit insgesamt sieben Blankoritte zeigte. «Eigentlich ritt ich auf Sieg. Aber beim vierten Hindernis sah das Auge nicht dasselbe, was ich im Kopf hatte», meinte er. Nach diesem Zeitverlust schaltete der bald 35-Jährige auf den Sicherheitsmodus um und versuchte, nur noch ohne Abwurf durchzukommen.
Dem 53-jährigen Routinier Estermann gelang eindrücklich die Rehabilitation für den Nationenpreis vom Freitag, als er zweimal das Streichresultat geliefert hatte. «Am Freitag war das Pferd schon in Form, aber der Reiter noch nicht», meinte der Luzerner. Estermann hatte 2014 mit Castlefield Eclipse den Grand Prix in St. Gallen gewonnen. Diesmal lag der Sieg trotz eines angriffigen Ritts ausser Reichweite. Der Rückstand auf Allen, der als Schlussreiter die schnellste Runde drehte, betrug 1,4 Sekunden. Der 2. Rang war eine halbe Sekunde entfernt.
Der Ire Allen wird am Schweizer Nationalfeiertag seinen erst 22. Geburtstag feiern. Der Pony-Weltmeister des Jahres 2010 lieferte in den vergangenen Jahren auf Molly Malone einige tolle Resultate ab. Nun hat er mit dem zehnjährigen Hengst Hector ein grundschnelles Pferd unter dem Sattel, das die Konkurrenz auf dem Gründenmoos dominierte. Allen hatte am Freitag den Nationenpreis nicht bestritten, weil er erst nachträglich zum irischen Team für St. Gallen gestossen war. Ursprünglich hatte er einen Start in Saint-Tropez geplant.
Schweiz sechsmals vertreten
Die Siegerrunde des mit 200’000 Euro dotierten Grand Prix bestritten 13 Paare – so das Reglement. Die Schweiz war sechsmal vertreten: Christina Liebherr auf Eagle Eye, Niklaus Rutschi mit seiner Nachwuchshoffnung Cardano, Janika Sprunger mit ihrem Zweitpferd Aris, Guerdat, der Hannah gegenüber Bianca den Vorzug gab, Estermann und Romain Duguet, der mit Twentytwo des Biches als schnellster Reiter mit einem Abwurf noch ins Feld der Finalisten rutschte.
Guerdat setzte auf Hannah, obschon sich Bianca am Freitag in toller Form gezeigt hatte. «Es ist nicht einfach, den Nationenpreis und den Grand Prix mit demselben Pferd zu bestreiten. Oft geht das nicht gut. Wenn man den Luxus hat zu wechseln, soll man dies auch nutzen», sagte er.
Mit Blick auf eine Selektion für die Europameisterschaften Ende August in Göteborg machte insbesondere die Freiburgerin Liebherr Werbung in eigener Sache. Sie hat gute Chancen, zumindest als Ersatzreiterin von Equipenchef Andy Kistler aufgeboten zu werden. Sofern die Pferde von Guerdat, Estermann, Duguet und Martin Fuchs – sein Schimmel Clooney verweigerte am Sonntag zweimal am Wassergraben – fit bleiben, müsste sie aber wohl den Männern den Vortritt lassen.