«Peanuts»: Sieben Gründe, Erdnüsse zu lieben

Zum 65. Geburtstag von Charlie Brown kommt «The Peanuts Movie» ins Kino. Wir empfehlen: Die Comics lesen! Wo Erdnuss draufsteht, ist noch lange keine Nuss drin, und nicht in jedem Comicstrip steckt ein Lacher. Auf wenigen Bildern eine Geschichte zu erzählen, die mit einem Gag-Feuerwerk endet, ist eine Herausforderung. Diese Erwartung konsequent zu unterlaufen, eine […]

Zum 65. Geburtstag von Charlie Brown kommt «The Peanuts Movie» ins Kino. Wir empfehlen: Die Comics lesen!

Wo Erdnuss draufsteht, ist noch lange keine Nuss drin, und nicht in jedem Comicstrip steckt ein Lacher. Auf wenigen Bildern eine Geschichte zu erzählen, die mit einem Gag-Feuerwerk endet, ist eine Herausforderung. Diese Erwartung konsequent zu unterlaufen, eine noch grössere. Charles Monroe Schulz (1922-2000) war darin ein Meister.

Die alles andere als kindliche Komik der «Peanuts» entsteht aus der Wiederholung und Variation von Alltagsszenen mit einem fixen Figurenensemble. So untersucht Schulz die grossen Menschheitsrätsel (Was ist Liebe? Wieso fliegt der Drachen immer in den Baum?) mit unvergleichlichem Hintersinn: nicht indem er sie klein macht, sondern indem er Kinder fragen lässt.

Sein Leben sei von Zurückweisung geprägt gewesen, sagte Schulz selbst noch auf dem Höhepunkt seines Erfolges. Was ihm an Selbstbewusstheit fehlte, machte er jedoch mit Ausdauer wett: In einem halben Jahrhundert schuf er fast 18’000 Strips – von wegen «Peanuts»!

Mit diesem Strip veranschiedete sich Charles Schulz von seinen Leserinnen und Lesern. (Bild:PEANUTS © 2005, United Feature Syndicate, Inc.)

Der «säkulare Humanist» neigte nicht zum Predigen, lieber liess er seine Strips für sich sprechen. So auch, als er an Krebs erkrankt seinen Ruhestand verkündete und Snoopy in die Tasten hauen liess. Der finale «Peanuts»-Strip erschien einen Tag nach seinem Tod am 13. Februar 2000 – die letzte Deadline war auch seine eigene.

Alles, was ihn ausmache, fliesse in den Comic ein, sagte Schulz zu Lebzeiten. Der Zeichner hat seine Persönlichkeit in Figuren aufgesplittet, die unvergesslich bleiben.

1. Charlie Brown, der Verlierer

«Da kommt der alte Charlie Brown, der gute, alte Charlie Brown … Wie ich ihn hasse!» Mit diesen Worten wird die Hauptfigur der «Peanuts»-Strips 1950 eingeführt: Die Welt der «Peanuts» war von Beginn weg kein Honigschlecken. Als Bub hielt sich Charles Schulz wegen seines gewöhnlichen Aussehens für unsichtbar. Die verdruckste Kindheit im Mittleren Westen der USA wirkt in «Peanuts» nach: Charlie Browns herausragendste Eigenschaft bleibt es, nicht gemocht zu werden. Und sich immer wieder aufzurappeln, so viele Steine ihm auch in den Weg gelegt werden.

2. Snoopy, der Träumer

Zu behaupten, Snoopy wäre Charlie Browns Hund, ist zwar richtig, aber falsch: Der sonnige Vierbeiner stiehlt seinem melancholischen Besitzer (dessen Namen er sich nicht merken kann) mehr als einmal die Show. Snoopys Innenleben ist so wandelbar wie seine Hundehütte flugtüchtig. Der Beagle besitzt die beneidenswerte Gabe, sich seine Welt abenteuerlicher zu träumen, als sie wirklich ist: als berühmter Schriftsteller, als Fremdenlegionär – oder als Kampfflugzeugpilot im Ersten Weltkrieg.

3. Woodstock, der Sidekick

Snoopy hat viel Mitgefühl für sein Herrchen, den er hin und wieder knuddelt, sein bester Freund aber ist Woodstock, ein zerzauster Vogel, der sich auf seiner Hundehütte häuslich niedergelassen hat. War der schräge Vogel zunächst noch Snoopys Sekretärin, wechselte er später das Geschlecht und wurde von Schulz nach dem gleichnamigen Hippie-Festival benannt.

4. Sally, die Pragmatikerin

Charlie Browns kleine Schwester heisst Sally. Sie kann ihren grossen Bruder ziemlich gut leiden, aber noch lieber fläzt sie auf ihrem Sitzsack vor dem Fernseher, während Charlie ihre Hausaufgaben für sie erledigt. Sie ist ein eher bequemes Naturell, doch im Verkrachtsein in Charlies Mitschüler Linus zeigt sie grosse Disziplin.

5. Linus, der Denker

Linus überspielt seine Unsicherheit zwar mit einer Schmusedecke, ohne die er Angstzustände bekommt. Aber er ist Charlie Browns bester Freund und hat immer ein offenes Ohr für die Sorgen anderer. Er zitiert häufig aus der Bibel und hat einen Hang zu tiefgründigen Gedanken («Ich liebe die Menschheit, es sind die Leute, die ich nicht ausstehen kann»). Sein Intellekt schliesst Naivität nicht aus: Vom unerschütterlichen Irrglauben an den Grossen Kürbis, der zu Halloween angeblich aus den Feldern steigen soll, kann er ein Lied singen.

 6. Lucy, die Sarkastische

Lucy ist die ältere Schwester von Linus und ein rechtes Biest: Ihre guten Tage lassen sich an Charlie Browns Haaren abzählen, und die sind bekanntlich dünn gesät. Als eine Art wandelndes Realitätsprinzip kann sie so ziemlich jedem die Tour vermiesen, auch wenn sie öfters einen Arztstand am Strassenrand aufbaut und psychologischen Rat erteilt – nicht aus Nächstenliebe, versteht sich: die Behandlung kostet fünf Cents. Am schlimmsten trifft es aber Charlie Brown, den Lucy mit schöner Regelmässigkeit auf den Boden der Tatsachen plumpsen lässt.    

7. Schroeder, der Künstler

Lucys einziger Schwachpunkt ist der Tastenheld Schroeder, der Tag und Nacht an seinem Kinderklavier sitzt und Beethoven klimpert. Als die erste Ehe des Workaholics Schulz wegen seiner Zeichenaktivität zu bröckeln begann, verarbeitete er auch diese Krise in den «Peanuts»: «Frau kämpft gegen Piano!», frohlockt Lucy, als sie Schroeders Instrument in einen Gulli befördert, «Frau gewinnt!» Obwohl Schroeder zeitlos klassisch unterwegs ist, interpretiert er auf Wunsch auch einmal saisonal passendes Liedgut.

Und hier der Trailer zum neuen «Peanuts»-Film:

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«The Peanuts Movie» startet am 23. Dezember in den Schweizer Kinos

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