Der Umgang der afghanischen Justiz mit dem Fall der mit 15 Jahren grausam misshandelten Sahar Gul schlägt noch einmal hohe Wellen: Ein Gericht in der Hauptstadt Kabul habe befunden, dass die im vergangenen Jahr verhängten zehnjährigen Haftstrafen gegen drei Mittäter wegen Folter und versuchten Mordes abgeschwächt werden müssten.
Dies sagte ein Gerichtssprecher am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Die drei Verurteilten seien nach den vorliegenden Beweisen lediglich der «Gewalt in der Familie» schuldig und hätten damit lange genug im Gefängnis gesessen.
Die 15-jährige Sahar war zwangsverheiratet worden. Die Angehörigen ihres Mannes wollten sie zur Prostitution zwingen. Das Mädchen wurde von den Schwiegereltern und der Schwägerin ein halbes Jahr in einer Toilette eingeschlossen. Ihr wurden mit Zigaretten Verbrennungen zugefügt und Fingernägel ausgerissen.
Die Vereinigung Frauen für afghanische Frauen zeigte sich entsetzt. Der Prozess wegen der Misshandlung Sahar Guls sei einst als ein «Triumph» für die Frauenrechte gefeiert worden, erklärte die Vereinigung. Nun erweise sich der Fall als «Vorbote einer finsteren Zukunft».
Das ursprüngliche Urteil wurde im Mai 2012 gesprochen. Der Gerichtssprecher in Kabul konnte nicht sagen, ob die drei damals Verurteilten bereits wieder auf freien Fuss gesetzt wurden.