Peking ist ganz schön weit weg, aber wenn man schon mal da ist…

Warum nicht Peking als Anfangspunkt einer Asienreise wählen? In einem Wochenende kann man dort nicht nur Ente essen – es reicht sogar für einen Trip zur Chinesischen Mauer.

(Bild: Felix Keller)

Warum nicht Peking als Anfangspunkt einer Asienreise wählen? In einem Wochenende kann man dort nicht nur Ente essen – es reicht sogar für einen Trip zur Chinesischen Mauer.

Knapp 9 1/2  Stunden dauert der ruhige Flug von Zürich in eine andere, uns Schweizern fremde Welt. Die Maschine der Swiss landete fast auf die Sekunde genau am Freitagmorgen um 5.15 Uhr auf dem Flughafen von Peking, dessen Terminal wie ein grosser Drachen aussieht. Die Zeitdifferenz zu Peking beträgt plus 6 Stunden. Am Donnerstagmorgen war ich noch in Basel an meinem Arbeitsplatz. 

Nun begrüsst mich mein Taxichauffeur in gutem Englisch und erklärt auf der Fahrt in die Innenstadt das Verkehrskonzept dieser 21-Millionen-Stadt.




Der Weg ins Zentrum von Peking führt durch sechs Strassenringe. (Bild: Felix Keller)

Dieses ist in sieben Strassenringe aufgeteilt. Mein Hotel liegt in der Innenstadt. Wir müssen sechs Strassenringe durchqueren, um ins Zentrum zu gelangen. Die Fahrt dauert rund anderthalb Stunden. Gefahren wird schon am Morgen früh nur im Schritttempo: Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt 15 Kilometer pro Stunde.

Folkloregruppen vor dem Vogelnest

Stolz zeigt der Fahrer auf der Fahrt Pekings neuestes Bauwerk: ein Hosenträger-Hochhaus. Auf den Seitenstrassen sind einzelne Chinesen an der Frühgymnastik. Ich beziehe zuerst mein Hotelzimmer und lege eine kurze Ruhepause ein. Dann beginnt meine Entdeckungsreise durch die Stadt.




Im künstlich angelegten See des Sommerpalastes schwimmen Seerosen. (Bild: Felix Keller)

Erste Station ist der Sommerpalast der kaiserlichen Familie. Der prunkvolle Garten des Palastes liegt am Rand eines künstlichen Sees. Die Lotusblumen zeigen im Wasser ihre prachtvollen Blüten. Die meisten Touristen sind Einkind-Familien aus China. Das Glück ist vollständig, wenn es ein Sohn ist. Die Chinesen haben immer ein Lächeln für uns Langnasen bereit (ihre Bezeichnung für die Europäer). China, mit 1,3 Millarden Einwohner das bevölkerungsreichste Land der Erde, hat einen Überschuss an Männern. Die Voraussetzung, eine Frau zu finden, sind eine eigene Wohnung und ein nicht zu billiges Auto.




Der Schein trügt: Im Land der Mitte hat es einen Überschuss an Männern. (Bild: Felix Keller)

In diesem Garten des Friedens und der Harmonie im Alter fühlt man sich trotz der vielen Menschen mitten in der Natur. Nach der Mittagspause will ich unbedingt das Olympiastadion sehen. Das Vogelnest der Basler Stararchitekten Herzog & de Meuron ist ein technisches Wunderwerk. Auf dem Platz vor dem Stadion schiessen folkloristische Gruppen aus ganz China Erinnerungsfotos.

Pekingenten auf fünf Etagen

Am Abend erwartet mich ein besonderer kulinarischer Leckerbissen: das berühmteste Pekingenten-Restaurant der Welt. Auf fünf Stockwerken wird die Spezialität hier gegessen. Politprominenz aus der ganzen Welt war schon hier: deutsche Bundeskanzler, amerikanische Präsidenten und sogar der Präsident des Erzfeindes Japan. An Spitzentagen werden bis zu 4000 Pekingenten verspeist.

Nur 55 Kilometer von Peking entfernt ist die Chinesische Mauer in gut einer Stunde mit dem Taxi zu erreichen. Mutianyu gilt als Geheimtipp für den Mauerbesuch.




Die Chinesische Mauer ist 8851,8 Kilometern lang. (Bild: Felix Keller)

Schon von Weitem sieht man mitten in den gebirgigen Wäldern Teile der Mauer. Mit der Seilbahn sind wir innerhalb einer Viertelstunde an ihrem Fuss. Der Einstieg ist kurz und steil. Für mich als Europäer ein eindrücklicher Moment, meine ersten Schritte auf der Mauer. «Ein Chinese ist erst ein Mann, wenn er einmal in seinem Leben auf der Mauer gestanden hat», meint mein chinesischer Begleiter mit einem süffisanten Lächeln.

Die Leute – Menschen aus allen Kontinenten, aber vor allem Chinesen – geniessen dieses von Menschenhand gebaute Weltwunder. Heute verbindet die Mauer die Menschen. Niemand erinnert sich daran, dass im Altertum dieses Bauwerk mit einer Gesamtlänge von unvorstellbaren 8851,8 Kilometern zum Schutz vor fremden Eindringlingen gebaut wurde. Die Krieger der Manchurei kämpften in jener Epoche gegen die Ming-Dynastie.

Friedlich auf dem Tiananmen-Platz

Am späteren Nachmittag sind wir zurück in Peking. An diesem Abend erwartet uns ein kultureller Höhepunkt: der Besuch der Peking-Oper. Dargestellt werden Mythen und akrobatische Kampfszenen.




In der Peking-Oper sind die Darsteller Tänuer, Sänger und Akrobaten in einem. (Bild: Felix Keller)

Nichts erinnert an eine Oper im europäischen Sinn. Nebst Gesang nehmen Mimik und Gestik eine zentrale Rolle ein. Der Darsteller ist Schauspieler, Tänzer und Akrobat, alles in einem. Die Musik wird oft durch Schlaginstrumente geprägt. Auch die Länge ist unterschiedlich: Für Touristen wird eine gekürzte Version bis zu 90 Minuten aufgeführt.

Am Sonntag besuchen wir den grössten und geschichtsträchtigsten Platz der Welt. Jeden Tag besuchen ihn Tausende Einheimische und Touristen. Durch das Tor des himmlischen Friedens führt der Weg direkt in die verbotene Stadt.




Die «Halle der höchsten Harmonie» in der Verbotenen Stadt. (Bild: Felix Keller)

Gebaut wurde der Platz 1417 während der Ming-Dynastie vom ehemaligen Kaiser. Weltweit bekannt wurde der Platz unter dem Namen Tiananmen. Hier endete am 4. Juni 1989 die monatelange Demokratiebewegung blutig. Die Menschen wurden ausserhalb des Platzes in die engen Gassen getrieben und dort richtiggehend abgeschlachtet. Je nach Quelle variiert die Zahl der Toten zwischen 300 und 3000.

Nichts erinnert heute an diesen Tag. Die Menschen sind fröhlich und geniessen das friedliche Zusammensein auf dem Platz. Im Zentrum befindet sich die Gedenkhalle für den Vorsitzenden Mao, dessen Leichnam dort aufgebahrt ist. Die gewaltige Palastanlage der verbotenen Stadt wird auch als Kaiserpalast bezeichnet, da sie dessen Wohnsitz war.




In Peking werden nicht nur Personen mit der Rikscha transportiert. (Bild: Felix Keller)

Zum Abschluss meines Kurzaufenthaltes in Peking besuchen wir die alten kleinen Gassen im Stadtteil Hutong. Die Fahrt mit der Rikschk ist ein Erlebnis. Der Fahrer kurvt elegant und ohne Akku-Hilfe durch das alte Peking. Das Stadtbild ist gut erhalten und gibt einen Einblick in die Vergangenheit. Beim Nachtessen geniessen wir die Vielfalt der chinesischen Alltagsküche bei einer alteingesessenen Familie. Nach unserer Abreise wird uns das herzliche «Ni hao» (Hallo) der Chinesen in guter Erinnerung bleiben.

  • Ausschlafen: In günstigen Hotels im Chaoyang District.
  • Ansehen: Die Chinesische Mauer in Mutianyu. Taxi reservieren, Preis vorher abmachen, erst in Peking bezahlen. 
  • Anbeissen: Im weltweit besten Restaurant für Pekingente «Hepingmen Quanjude Roast-Duck Restaurant».

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