Manuel Pellegrini kann in der Champions League seine Amtszeit bei Manchester City krönen, bevor er an Pep Guardiola weitergibt. Im Halbfinal-Hinspiel treffen die Engländer heute auf Real Madrid.
Manchester Citys Trainer Manuel Pellegrini möchte es machen wie José Mourinho 2010 mit Inter Mailand oder Jupp Heynckes 2013 mit Bayern München; als letzte Amtshandlung seinen Klub nach vielen Jahren wieder zu einem grossen Triumph führen. Im Sommer muss der 62-jährige Chilene Manchester verlassen. Sein Nachfolger wird – wie es vor drei Jahren auch Heynckes in München passiert ist – der Spanier Pep Guardiola.
Dass der Sieg in der Champions League über einen Halbfinal-Erfolg gegen Real Madrid führt, ist eine weitere Pointe für Pellegrini in diesen speziellen letzten Monaten in Manchester. Vor sechs Jahren war er in Madrid nach nur einer Saison entlassen worden. Er hatte in der Meisterschaft bloss Platz 2 erreicht (mit immerhin 93 Punkten) und war in der Champions League in den Achtelfinals an Olympique Lyon gescheitert. Zu wenig für die Ambitionen von Real, zumal Präsident Florentino Perez damals vor der Saison für rund 150 Millionen Euro die Superstars Cristiano Ronaldo und Kaka gekauft hatte.
Pellegrini blendet solche Geschichten vor dem ersten Halbfinal-Duell gegen Real Madrid im heimischen Stadion aus. Er habe nach wie vor einen guten Draht zu Spielern und Klubführung von Real. «Ich hege keinen Groll und will keine Rache.» Mehr Mühe hatte Pellegrini offenbar mit der frühzeitigen Ankündigung (Anfang Februar), dass Guardiola im Sommer seinen Posten übernehmen würde. Danach geriet Pellegrinis Team in eine Schaffenskrise, verlor in der Premier League den Anschluss an Leader Leicester City und ist auch jetzt, drei Spiele vor dem Saisonende, noch nicht einmal sicher, auch für die nächste Saison einen Platz für die Champions League zu erobern. «Man hatte den Eindruck, die Saison wäre vorzeitig zu Ende», so Pellegrini.
Doch rechtzeitig auf die entscheidende Phase in der Champions League hat Pellegrini sein Team wieder auf Vordermann gebracht. Aus den letzten fünf Meisterschaftsspielen gab es 13 Punkte, dazwischen wurde Paris St-Germain in der Champions League eliminiert. Der Formanstieg seit Anfang Monat ging einher mit der Rückkehr des zuvor am Knie verletzten Kevin de Bruyne. Seit der Belgier wieder dabei ist, schoss Manchester City in fünf Spielen der Premier League 14 Tore, die Hälfte davon erzielte De Bruynes Sturmpartner Sergio Agüero. Davor war der Argentinier in vier von fünf Spielen leer ausgegangen.
Im Gegensatz zu Manchester City sorgt sich Real Madrid vor dem Hinspiel um seine Offensive. Cristiano Ronaldo ist angeschlagen und musste am Samstag in der Primera Division beim 3:2 gegen Rayo Vallecano pausieren. Er wird in Manchester wieder spielen, doch in welcher Verfassung, bleibt offen. Um die Schwere seiner Muskelverletzung wird in Madrid ein Geheimnis gemacht. Mittelstürmer Karim Benzema machte die Reise nach England zwar mit, dürfte aber wegen einer Knieverletzung nicht einsatzfähig sein.
Umso besser für Real Madrid, dass der Waliser Gareth Bale zuletzt bewiesen hat, dass er in die Bresche springen kann. Zwei Tore steuerte er zum Umschwung gegen Rayo Vallecano bei. Dass Real in diesem Spiel 0:2 in Rückstand geraten ist (und dies wenige Wochen nachdem in der Champions League das Viertelfinal-Hinspiel in Wolfsburg mit 0:2 verloren gegangen war), bereitet der spanischen Presse grössere Sorgen als die physischen Probleme der Stürmer. «In Manchester ist die Gefahr eines Blackouts das grösste Problem bei Real», schrieb «Marca», das Haus-Blatt der Königlichen, selbstbewusst.