Sie ist die Muse von Pedro Almodóvar und Woody Allen, die Ehefrau von Javier Bardem, vor allem ist Penelope Cruz aber eine fantastische Schauspielerin. 7 Videobeweise zum 40. Geburtstag.
Mit ihrem Ehemann Javier Bardem bildet Penelope Cruz das bekannteste Schauspieler-Paar Spaniens. Die Muse von Pedro Almodóvar und Woody Allen feiert ihren 40. Geburtstag am 28. April 2014 – und wird in diesem Jahr wohl ihre erfolgreichste Hollywood-Rolle in Angriff nehmen: Offenbar ist sie als Darstellerin für den nächsten James-Bond-Film gesetzt. Eine Rückschau in sieben Teilen.
1. «Jamón, Jamón» (1992)
Der Kickstart: Diese archaische Schmonzette von Bigas Luna handelt von Penisgrössen und Stierkämpfen, Unterwäschemodels und dem Geschmack von Brüsten – und von Männern, die sich mit Keulen um das Mädchen prügeln. Die heisst Penelope Cruz, ist hier erst zarte 17 Jahre alt, und erlangte mit «Jamón, Jamón» sogleich den fortan unverwelkenden Status des Sexsymbols. Ein überraschend freizügiger Film (der deshalb auf Youtube eine Alterfreigabe bedingt), der für sechs Goyas (Spaniens wichtigster Filmpreis) nominiert wurde.
2. «Abre los Ojos» (1997)
Der Durchbruch: Cruz spielt auch hier die schöne Geliebte, aber in diesem verwirrten Spiel um Realität und Scheinwelt fand ihr Talent zu einer frühen Reife. «Abre los Ojos» ist eine intelligent verästelte Interpretation der Fabel vom schönen Jüngling, der durch einen Unfall entstellt seine Schönheit verliert – und eines Tages in einer Welt aufwacht, in der alles wieder in Ordnung scheint: das makellose Gesicht ist wieder da, die geliebte Frau wieder zurück. Bis sich die Identitäten und Scheinerinnerungen willkürlich verschieben und überlappen. Der Film von Alejandro Amenàbar wurde vier Jahre später in Hollywood als «Vanilla Sky» neu verfilmt, mit Tom Cruise in der Hauptrolle – und erneut mit Penelope Cruz als Geliebte Sofia. Das US-Remake setze stärker auf zwischenmenschliche denn philosophische Potentiale des Plots und bescherte Hollywood im Nachgang mit Cruise/Cruz für eine Weile auch eine reale Romanze.
3. «Todo sobre mi madre» (1998)
Ein Meisterstück unter den vielen meisterhaften Filmen Almodóvars: «Todo sobre mi madre» handelt von der Krankenschwester Manuela, die ihren Sohn verloren hat und nun dessen Vater sucht. Dabei trifft sie auf Transvestiten, Drogensüchtige, gealterte Schauspielerinnen, Prostituierte und eine mit HIV infizierte Schwester (Penelope Cruz), nimmt am Ende eine Rolle in Tennessee Williams «Endstation Sehnsucht» ein und verarbeitet ihren Kummer um den Verlust des Sohnes mit einer hingebungsvollen Unterstützung all der Frauen, die mit ihrem Leben zurechtzukommen versuchen. Cruz etablierte sich in ihrem zweiten Film unter Almodóvar endgültig als Rollenspielerin und erlangte dank «Todo sobre mi madre» auch die Aufmerksamkeit Hollywoods: der Film gewann den Oscar für den besten fremdsprachigen Beitrag.
4. «Blow» (2001)
Eine dieser ersten Hollywood-Rollen brachte ihr den weiblichen Part neben Johnny Depp in diesem Biopic über den ehemals grössten Drogendealer George Jung, der seit Jahrzehnten im Gefängnis sitzt. In «Blow» zeigte Cruz als exzentrische Frau eine eindrucksvoll übersteuerte Darbietung, der Film enthüllte aber auch das zwiespältige Rollenbild, auf das sie aufgrund ihrer spanischen Herkunft von Hollywood mehrmals zugeschnitten wurde: die bildhübsche, sinnliche und manchmal auch keifend emotionale Latina.
5. «Non ti muovere» (2004)
Ein berührender bis verstörender Film von Sergio Castellitto mit einer unfassbar überwältigenden Penelope Cruz. Ausgehend von einem Unfall der Tochter eines erfolgreichen Chirurgen erzählt der Film erneut von der Liebesnot der Erfolgreichen: der Chirurg hat eine schöne und erfolgreiche Frau, verstrickt sich daneben in eine Affäre mit einem einsamen Zimmermädchen (Penelope Cruz) mit einem wunden Herzen. Das Cindarella-Setting der Story erlaubt, dass der Chirurg sich für letztere entscheidet, bis das Schicksal dazwischenfährt. Ein Film, der davon handelt, wie Menschen manchmal vom Richtigen wissen und dennoch das Falsche tun – und vom harten Aufprall der Gegensätze schöner und hässlicher Leben. Cruz spielte hier mit einer erschöpfender Intensität und demonstrierte, dass sie im europäischen Kino besser aufgehoben ist als in Hollywood.
6. «Volver» (2005)
Erneut ein tief ins Herz stechender Film Almodóvars, der aus einer tragischen Geschichte ein feinsinniges Figurenkabinett baut. Die inzestuöse Familiengeschichte von zwei Schwestern und ihrer Mutter aus La Manche, die ihre sexuell untreuen bis verbrecherischen Männer beseitigen (müssen), hätte das Potential für eine bittere, schwer zu kauende Tragödie. Aber Almodóvar lässt seine fabelhaften Frauenfiguren derart sinnlich, humorvoll und mit einem Sinn fürs Absurde durch die Abgründe stolzieren, dass man am Ende Tränen verdrückt. Auch für Cruz bedeutete «Volver» nach einigen Hollywoodjahren mit mehrheitlich unterdurchschnittlichen Rollen einen Karriereschritt zurück zur Ernsthaftigkeit.
7. «Vicky Cristina Barcelona» (2008)
Ein herrlich absurd überdrehter Liebesreigen von Woody Allen: zwei amerikanische Freundinnen verbringen den Sommer in Barcelona, treffen auf einen unwiderstehlichen Maler (Javier Bardem), geben sich der Wonne der prickelnder Affäre hin. Später kommt die mental instabile Frau des Malers (Penelope Cruz) hinzu, so dass die Herzen – und später auch Kugeln – in alle Richtungen fliegen. Lustig und manchmal auch peinlich berührend sind sie anzusehen, die Verliebtheiten und Verirrungen dieser vier schönen Menschen, und Allen zimmert einen eine prachtvolle Kulisse aus allerhand katalanischen Stereotypen zusammen – ein Rezept, das er später für ähnlich liebestolle Galoppläufe in Paris und Rom wiederholt. Und für Cruz, die erst in der zweiten Hälfte des Films in Erscheinung tritt, brachte «Vicky Cristina Barcelona» als Nebendarstellerin den ersten Oscar.