Pensionskassen werden als Aktionäre kritischer gegenüber Konzernen

Die Unzufriedenheit vieler Aktionäre mit den Konzernleitungen dürfte auch 2012 die Stimmung an den Generalversammlungen (GV) prägen. Die Anlagestiftung Ethos erwartet, dass die kritischen Stimmen gerade von Pensionskassen lauter werden.

Das Logo der Anlagestiftung Ethos (Archiv) (Bild: sda)

Die Unzufriedenheit vieler Aktionäre mit den Konzernleitungen dürfte auch 2012 die Stimmung an den Generalversammlungen (GV) prägen. Die Anlagestiftung Ethos erwartet, dass die kritischen Stimmen gerade von Pensionskassen lauter werden.

Die Stiftung geht davon aus, dass neben den Managersalären auch die Entlastung der Verwaltungsräte und die Wahlen für dessen Mitglieder stärker umstritten sein werden. Auch dürfte es schwieriger werden, dass die Aktionäre den Konzernleitungen einen Blanko-Check für Kapitalerhöhungen ausstellen werden.

Ethos-Direktor Dominique Biedermann nannte am Donnerstag vor den Medien in Zürich Beispiele aus dem vergangenen Jahr, bei denen Aktionäre den Verwaltungsräten die rote Karte zeigten: So stimmten nur 43 Prozent der an der GV des Erdölserviceunternehmens Weatherford vertretenen Stimmen für den Vergütungsbericht.

Der Verwaltungsrat des Ölplattformkonzerns Transocean erhielt die Décharge für 2010 nicht. Beim Immobilienunternehmen Swiss Prime Site und beim Softwareunternehmen Temenos verpassten geplante Kapitalerhöhungen die Zwei-Drittels-Mehrheit. Die Temenos-Führung wollte Mittel für Vergütungen in Form von Optionen erhalten.

Gegen Boni für UBS-Investmentbanker

Noch haben laut Ethos nicht alle Unternehmen begriffen, dass es mehr Transparenz brauche. Kritisch sieht Ethos Novartis, wo nur alle drei Jahre über die Managerlöhne abgestimmt wird. Nachdem 2011 39 Prozent der Aktionäre gegen das Vergütungssystem stimmten, will Ethos nun an der nächsten GV gegen die Wiederwahl der Mitglieder des Entschädigungsausschusses stimmen.

Biedermann hofft weiter auf jährliche Abstimmungen über die Löhne: „Laut den Statuten ist es nicht verboten, häufiger eine Abstimmung durchzuführen.“ Die Lohnentwicklung will Ethos auch bei der UBS unter die Lupe nehmen, nachdem 2011 ein Händler in London der Bank mit Finanzjonglage einen Verlust von 2,3 Mrd. Dollar bescherte.

„Wir waren sehr enttäuscht über die UBS“, sagte Biedermann. Die Kontrollsysteme hätten versagt. Nach Ansicht von Ethos ist der UBS-Investmentbank-Chef Carsten Kengeter seit dem Londoner Debakel nicht mehr tragbar. Vor allem dürften in der Investmentbank wegen deren schlechten Zahlen keine Boni verteilt werden.

Nächster Artikel