Schweizer Flüsse enthalten einen ganzen Cocktail an Pestiziden. Zu diesem Schluss kommt eine Studie, die im Auftrag des Bundes durchgeführt wurde. Der Rhein enthält dafür Medikamente.
Im Rahmen einer Studie des Bundes wurden in der ganzen Schweiz fünf Flüsse untersucht. Alle untersuchten Flüsse seien erheblich durch verschiedenste Pestizide belastet, teilte das Wasserforschungsinstitut EAWAG am Mittwoch mit. Vor allem Pflanzenschutzmittel wurden in den Flüssen gefunden. Die untersuchten Wasserproben enthielten im Schnitt 40 unterschiedliche Stoffe.
Die Forscher fanden 104 verschiedene Wirkstoffe in den Flüssen, 82 davon waren reine Pflanzenschutzmittel. Ein Grossteil der Pestizidbelastung sei heute den Pflanzenschutzmitteln aus der Landwirtschaft zuzuschreiben, schreibt die EAWAG.
In vier Fünfteln der Proben war die Summe aller Pestizidkonzentrationen grösser als ein Mikrogramm pro Liter. Für 31 Substanzen wurde der Grenzwert der Gewässerschutzverordnung verletzt.
Problematisch sind aus Sicht der Forscher zwei Aspekte: der «Cocktail» an Pestiziden sowie die teilweise hohen Konzentrationen pro Stoff. Letztere lagen vereinzelt über 1 Mikrogramm pro Liter. Das sei hoch, schreiben die Forscher. Die kurzfristigen Spitzenkonzentrationen dürften teils vielfach höher liegen, für einzelne Substanzen wohl über der Grenze, über welcher sie akut toxisch wirken.
Paracetamol im Rhein
Doch auch wenn die Konzentration jedes einzelnen Stoffes nicht sehr hoch ist, stellt die Kombination der verschiedenen Pestizide ein Problem dar: Es sei zu befürchten, dass die Pestizidmischungen die Organismen im Wasser beeinträchtigten, warnen die Forscher.
Obwohl der Rhein nicht zu den untersuchten Flüssen gehört, weiss Paul Svoboda genau, wodurch der Rhein verunreinigt ist. Der Leiter des Basler Gewässerschutzes sagt: «Das Hauptproblem im Rhein sind nicht die Pestizide, sondern Medikamente.» Das habe nichts mit der Pharmaindustrie zu tun, wie man vielleicht meinen könnte, sondern mit uns Konsumenten. «Während der Grippesaison steigt beispielsweise der Paracetamol-Gehalt im Rhein beträchtlich.»
An insgesamt fünf Entnahmestellen werde das Rheinwasser täglich untersucht, erklärt Svoboda. «Kritische Werte werden dabei nur selten festgestellt.» Und wenn doch, dann meist bei Hochwasser. Dies sieht man gut bei der Wiese, deren Kläranlagen bei hohen Wasserständen oft an ihre Grenzen stossen würden, sagt Svoboda.