Er war bei der Geiselnahme an den Spielen 1972 dabei und hat 2004 die Fackel selbst getragen: Sportjournalist Peter A. Frei hat über 24 Olympische Spiele berichtet und ist in Rio dafür geehrt worden.
Die Winterspiele in Sapporo 1972 waren seine ersten, die Sommerspiele in Rio de Janeiro vorerst seine letzten – Peter A. Frei hat durchgehend als Sportjournalist über die Olympischen Spiele berichtet. 24 Mal insgesamt. Das ist – fast – Weltrekord.
Zu Beginn der Spiele sah es so aus, als wäre Frei die Nummer 1. Doch dann hat der Internationale Sportjournalisten-Verband AIPS im letzten Moment einen aus dem Hut gezaubert, der noch mehr Spiele auf dem Buckel hat: den Italiener Giuliano Bevilacqua. Er hat 25 Spiele als Berichterstatter begleitet.
Die AIPS hat die beiden am Montag in Rio de Janeiro mit einigen weiteren Veteranen geehrt. Persönliche Gratulationen gab es unter anderem von Fürst Albert von Monaco, der sein Land fünf Mal als Bobfahrer an den Winterspielen vertreten hatte. Zu den illustren Gästen zählten unter anderen der ehemalige amerikanische Sprinter Michael Johnson oder die einstige Langstrecken-Olympiasiegerin Tegla Loroupe aus Kenia.
«Die schiessen hier noch»
Von den zahllosen Episoden und Geschichten, die sich während Freis zwölf Sommer- und zwölf Winterspielen angesammelt haben, ist eine besonders tragisch: diejenige der Sommerspiele 1972 in München. Palästinensische Terroristen hatten damals israelische Sportler als Geiseln genommen.
Frei erinnert sich: Er war im Hotel, wenige Meter über dem Balkon flog ein Helikopter in Richtung Luftwaffenstützpunkt Fürstenfeldbrück, und Weltagenturen meldeten: Die Geiseln sind befreit. Ein deutscher Kollege habe zu ihm gesagt: ‚Das kann nicht sein, hier wird noch geschossen.‘
Also fuhren die beiden nach Fürstenfeldbrück, wurden aber nicht eingelassen und hörten draussen Radio. «Da haben wir dann erfahren, dass alle elf tot sind und nicht befreit», erzählt Frei. Wenig später wurden Bahren an ihnen vorbeigetragen. Bahren mit Toten und Verletzten.
Peter A. Frei war damals Sportchef beim «Blick». Bis nachts um 5 Uhr hat er zur Geiselnahme an einer Sonderausgabe geschrieben, die dann für 20 Rappen an den Bahnhöfen in Zürich und Bern verkauft wurde.
Fackel an Piccard überreicht
Erfreulicher sind die Erinnerungen an Athen 2004. Das IOC suchte in jedem Land den Journalisten, der am meisten Spiele abgedeckt hatte und aus Athen berichtete. So wurde «PAF» die Ehre zuteil, die Fackel in Lausanne ein paar hundert Meter weit zu tragen – um sie an Bertrand Piccard weiterzugeben.
Noch ist offen, ob Frei auch die nächsten Spiele – die Winterspiele 2018 in Pyeongchang – bestreiten wird. Der bald 72-Jährige macht die Entscheidung davon abhängig, ob ihn ein 25. Mal noch reizt.
Peter A. Frei war langjähriger Geschäftsführer und Chefredaktor der Sportinformation Si, die Anfang 2016 in die Nachrichtenagentur sda integriert wurde. Seine Kernsportarten sind Ski alpin, Leichtathletik (14 EM-Teilnahmen als Journalist) und Sportpolitik.