Nestlé-Verwaltungsratspräsident Peter Brabeck findet markige Worte für die «derzeitige Regulierungswut». Die Banken seien so sehr damit beschäftigt, die Regulationen einzuhalten, dass sie kaum mehr Zeit fänden, sich um ihr eigentliches Geschäft zu kümmern, sagte er.
«Wir leben heute regulatorisch in einer äusserst komplexen Welt. Und das hat einen grossen, negativen Einfluss auf die Produktivität», sagte Brabeck am Dienstag am Swiss International Finance Forum in Bern. «Wenn eine Firma 80 Prozent ihrer Arbeitszeit darauf verwenden muss, dass sie regelkonform wirtschaftet, bleibt keine Zeit für Strategien, um die Firma vorwärts zu bringen.»
Das Problem seien aber nicht nur die komplexen Regulatorien sondern, dass diese auch noch schlecht koordiniert seien. Die Schweiz dürfe nur Regeln durchsetzen, die auch von anderen Ländern eingehalten werden müssten, so Brabeck. Ansonsten würde sich der Wirtschaftsstandort selbst schwächen.
Der Nestlé-Präsident, der bis vor kurzem auch dem Verwaltungsrat der Credit Suisse angehörte, ging sogar noch weiter. Zuviele Einschränkungen würden die Produktivität stark hemmen. Derart stark, dass er nicht mehr so sicher sei, ob die Aussage «alles ist billiger als eine neue Finanzkrise» noch richtig sei.
Ausländische Mitarbeiter trotz Einwanderungsinitiative behalten
Brabeck äusserte sich auch zur Masseneinwanderungsinitiative. Er betonte, dass 80 Prozent der Forschung von Nestlé in der Schweiz ausgeführt werde, und 75 Prozent der Mitarbeiter in der Forschungsabteilung Ausländer seien.
«Lassen Sie mich sagen, keiner unserer Mitarbeiter wird von einem Projekt abgezogen», sagte der Nestlé-Präsident. «Muss ein ausländischer Mitarbeiter gehen, nimmt er das Projekt mit an einen anderen Standort.»