Der Autor Peter Handke hat in der Liederhalle von Stuttgart den mit 25’000 Euro dotierten Würth-Preis für Europäische Literatur erhalten. Geehrt wurde der 73 Jahre alte Österreicher am Mittwoch für «seinen besonderen Blick auf ein Europa der kulturellen Vielfalt».
Die Publizistin Sigrid Löffler lobte als Jury-Mitglied Handkes «feinnervige Sprache» in seinen mehr als 80 Werken sowie seinen «entschlossenen Willen zur Weltfremdheit».
Den Geehrten verteidigte Löffler gegen die im Literaturbetrieb verbreiteten Anfeindungen und gegen «Häme». «Seine Gegner ignorieren beharrlich, dass Handke in seinen jüngsten Werken kritischer mit sich selbst ins Gericht geht als sie es je vermochten», sagte Löffler.
Sein jüngstes Theaterstück «Die Unschuldigen, ich und die Unbekannte am Rand der Landstrasse» – im Februar uraufgeführt am Wiener Burgtheater – sei eine rücksichtslose Selbstüberprüfung.
Der Österreicher habe sich zuletzt aus dem Abseits befreit, in das er sich im Balkan-Konflikt manövriert hatte, sagte Löffler. Handke hatte etwa die NATO-Aktionen in den 1990ern gegen Serbien als Verbrechen verurteilt. 2006 hielt er bei der Beerdigung des jugoslawischen Ex-Diktators Slobodan Milosevic eine Rede.
«Klassiker der Gegenwart»
Löffler würdigte Handke als «grossen Fusswanderer und Weltfahrer der österreichischen Literatur», der mit seinen poetischen Wandererzählungen ein bedeutendes Werk geschaffen habe. «Peter Handke ist längst ein Klassiker der Gegenwartsliteratur geworden», sagte sie. «Er verordnet sich eine Ästhetik der Aufmerksamkeit für das Ereignislose.»
Handke zeigte sich gerührt von der Ehrung. «Habt keine Angst vor mir», sagte er. «Ich bin ein epischer Mensch im Sinne Tolstois», meinte er in Erinnerung an den russischen Schriftsteller Leo Tolstoi (1828-1910). «Ich habe den Traum und habe die Kraft, universal zu sein», sagte er.
Die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) bezeichnete Handke («Die Angst des Tormanns beim Elfmeter», «Publikumsbeschimpfung») als grossen europäischen Schriftsteller.
Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre verliehen – von einer Stiftung des schwäbischen Unternehmers Reinhold Würth. Zu den bisherigen Preisträgern zählen auch Herta Müller (2006), Peter Turrini (2008), Ilja Trojanow (2010) und Péter Nádas (2014).