Peter Knäbel ist der Nächste, der den Hamburger SV retten soll. Der Nachfolger von Joe Zinnbauer will eigentlich in die Ferien. Nun muss er der Mannschaft das Toreschiessen erklären.
«Wir wollen die Offensive verbessern», beschrieb der ehemalig Technische Direktor des Schweizerischen Fussballverbandes sein Programm für die nächsten Wochen. Die Ausbeute in dieser Spielzeit ist beim abstiegsbedrohten Bundesligisten so schlecht wie nie. Lediglich 16 Tore gelangen unter Vorgänger Joe Zinnbauer. Zu Buche stehen 13 Niederlagen bei 6 Siegen in 26 Spielen. Nach dem Abrutschen auf den Relegationsplatz droht der Absturz auf einen direkten Abstiegsrang.
Der neue Kurs unter Knäbel wird sich von dem Zinnbauers kaum unterscheiden. «Wir werden nicht eine 180-Grad-Kehrtwende machen», meinte Knäbel. «Es ist mein fester Wille, den Weg, den Joe eingeschlagen hat, weiterzuführen.» Aus Angst vor dem drohenden Abstieg hat der HSV seinen Plan über den Haufen geworfen und das Trainerkarussell erneut in Gang gesetzt.
Knäbel rückt auf einen Schleudersitz. «Sorge und Angst sind immer Gefühle, die dazugehören. Jetzt ist Mut der richtige Ratgeber», betonte Knäbel, der im Oktober als Direktor Profifussball zum HSV gekommen war. Eigentlich hatte er von Samstag an Ferien gebucht, weil er von einem Sieg gegen Hertha BSC (0:1) überzeugt war. Es kam anders. «Die Entscheidung ist auf mich gefallen», sagte Knäbel.
Der HSV, der als einziger Verein immer Erstligist war und damit bundesweite Anerkennung geniesst, hat einen geradezu beängstigenden Trainerverschleiss. Knäbel ist der 22. Coach in 20 Jahren und der dritte der Saison nach dem letztjährigen Retter Mirko Slomka (bis September 2014) und Zinnbauer. Allein in den vergangenen vier Jahren weisen die Annalen des HSV zehn Fussballlehrer aus, darunter drei Interimsvarianten. Im Sommer soll dann Wunschkandidat Thomas Tuchel das Ruder übernehmen.
Die fatale Erkenntnis: Die Notwechsel haben bis auf kurzfristige Effekte nichts gebracht. Dass der emsige, aber letztlich erfolglose Zinnbauer dennoch gehen musste, um gegen einen unerfahrenen Coach ausgetauscht zu werden, der vor 15 Jahren als Spielertrainer Winterthur in die damalige NLB führte, erstaunt die deutschen Medien. «Wir haben den Markt sondiert und uns aus unserer Sicht für die absolut beste Option entschieden», erwiderte Manager Dietmar Beiersdorfer. Knäbel habe «die Gabe, Menschen zu führen, ist inhaltlich kompetent und mutig».