Die umgebaute Schanze am Kulm präsentiert sich als WM-Schauplatz. Der Tourneesieger Peter Prevc ist an den Skiflug-Titelkämpfen in der Steiermark im Einzel der Topfavorit.
Der Olympia-Sieg, der Weltmeister-Titel, das Gold als Skiflug-Weltmeister (alle drei im Einzel), der Gewinn des Gesamtweltcups und der Triumph an der Vierschanzentournee bilden die fünf Monumente im Skispringen. Der Slowene Peter Prevc will seine Hochform nutzen, um diesen Winter gleich drei Fliegen auf einen Streich zu schlagen. Die Vierschanzentournee gewann er vor einer Woche in Bischofshofen, im Gesamtweltcup liegt er nach sieben Saisonsiegen klar in Front, und an den Skiflug-Weltmeisterschaften startet er als erster Sieganwärter.
Prevc liebt auch das Fliegen. Der Saison-Dominator aus Kranj hat vor zwei Jahren am Kulm seinen ersten Weltcupsieg gefeiert, seither auch zwei kleine Kristallkugeln im Skifliegen erobert und im Vorjahr mit 250 m für einen Tag den Weltrekord gehalten. «Ich hoffe, die Erfolgsgeschichte geht bei der WM weiter», sagte Prevc nach seinem 13. Weltcupsieg am Sonntag im deutschen Willingen.
Herausgefordert wird der Slowene insbesondere vom Titelverteidiger Severin Freund. Der Deutsche glaubt an seine Chance, das Blatt wieder zu wenden. «Unschlagbar ist er nicht. Es wird interessant», betonte der 27-jährige Gesamtweltcup-Sieger vor der 24. Skiflug-WM.
Die Medaillen werden nach je zwei Durchgängen heute und am Samstag vergeben. 40 Springer (Top 10 plus 30 Qualifikanten) sind zugelassen, am zweiten Tag treten noch die besten 30 an. Abgeschlossen werden die Titelkämpfe am Sonntag mit einem Teamspringen. Norwegen, Deutschland, Slowenien und Österreich dürften sich einen packenden Kampf um die Medaillen liefern. Der Titelverteidiger Österreich – 2014 in Harrachov fiel die Teamwertung dem Wind zum Opfer- muss möglicherweise nach drei Siegen in Serie in den sauren Apfel beissen. Die Kräfteverhältnisse haben sich in den letzten Jahren verschoben, von der Dominanz der Austria-Adler ist derzeit nichts mehr zu spüren.
Umbau notwendig
Die Flugschanze war im vergangenen Jahr nach einem Umbau in die Kritik geraten. Der zu hohe Luftstand der Skispringer in der ersten Flugphase von bis zu zwölf Metern galt als zu gefährlich, weil unmittelbar nach dem Take-off das Flugsystem noch nicht stabil ist. Um die Sicherheit zu erhöhen, wurde nachträglich der Vorbau um vier Meter angehoben. Das bedeutet, dass die Flugkurve gleicht bleibt, aber der Bezug des Sportlers zum Boden viel besser wird.
Die Reduktion des Luftstandes könnte auch Simon Ammann entgegenkommen. Der Skiflug-Weltmeister aus dem Jahr 2010, am Donnerstag Dritter in der Qualifikation, kämpft immer noch mit der Umstellung der Telemark-Landung vom linken auf das rechte Bein. Bei günstigen Winden ergibt sich die Möglichkeit, dass die Springer wie auf der Weltrekord-Anlage im norwegischen Vikersund dem Hang entlang gleiten. Diese Flugkurve würde dem Toggenburger helfen. Andererseits stürzen die Skiflieger in ähnlichem Tempo den Hang hinunter wie ihre alpinen Kollegen im Haneggschuss am Lauberhorn. Um bei 140 bis 150 km/h einen Telemark zu zeigen, ist auch Mut gefragt.
Wie Ammann gilt auch Gregor Deschwanden als Flieger. Der Luzerner muss aber am Tisch einen starken Absprung erwischen, um in die Tiefe zu segeln. Denn die Skiflugschanzen bieten für die zweite Garde ihre Tücken. Die Jury wird aus Rücksichtnahme auf die Besten gezwungen sein, den Anlauf kurz zu bemessen. So droht ein Wettkampf, bei dem nur Prevc und Co. bis unten ins Loch segeln, der Rest des Feldes aber schon frühzeitig aufsetzt. Der ausser Form geratene Killian Peier und Luca Egloff reisten entgegen der ursprünglichen Planung nicht nach Österreich. Der Teamwettkampf vom Sonntag findet somit ohne Schweizer Beteiligung statt.