Auf eigene Initiative und ohne Wissen der Lagerleitung haben die Pfadfinder den Brennsprit gekauft, der zum Unfall mit zwei schwerverletzten 11-Jährigen in Oberbüren SG führte. Dies gab die St. Galler Polizei am Mittwochabend bekannt.
Die Pfadigruppe mit Jugendlichen im Alter von 11 bis 14 Jahren befand sich auf einer unbegleiteten Wanderung, als es am Montagabend zum Unfall kam. Gleich nach Abmarsch hätten sich die Jungpfadi den Sprit – sowie Zündwürfel und Lebensmittel – besorgt, schrieb die Polizei als erste Erkenntnis ihrer Untersuchungen.
Mit dem Brennsprit stellten die Pfadi beim Lagerplatz für die Nacht laut Polizei eine Finnenkerze her. Daraus spritzte brennender Sprit auf drei Kinder – zwei von ihnen verbrannten sich schwer. Warum die brennbare Flüssigkeit wegspritzte, sei noch nicht geklärt, schreibt die Polizei weiter. Das werde nun genauer abgeklärt.
Vor Abschluss der Untersuchungen entlastet die Polizei jedoch bereits die leitenden Pfadis: Für ein strafrechtlich relevantes Verschulden lägen keine Anhaltspunkte vor.
Kinder in kritischem Zustand
Die zwei schwer verletzten 11-jährigen Knaben befinden sich weiterhin in kritischem, aber stabilem Zustand, sagte Lager-Mediensprecher Markus Egger am Mittwoch auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Weitere Auskünfte geben Polizei und Pfadi zum Schutz der Privatsphäre der Kinder nicht.
Der Unfall geschah im Kantonallager St. Gallen und Appenzell mit 1600 Kindern und Jugendlichen. Derzeit befinden sich Tausende Pfadi in Lagern oder werden noch welche besuchen, denn Sommerzeit ist die Hauptzeit für Pfadilager. Die Pfadibewegung Schweiz habe die weiteren Abteilungen über den Vorfall informiert, sagte Geschäftsleiter Rolf Birchler.
Dabei habe man auch klar gemacht, dass beim Feuermachen kein Brennsprit eingesetzt werden sollte. „Sicherheit ist eines unserer wichtigsten Anliegen“, sagte Birchler, „deshalb lernen Pfadfinder, Feuer ohne Brennsprit zu machen“.
Pfadi wartet Bericht ab
Neue Sicherheitsbestimmungen erliess die Pfadibewegung nach dem Unfall nicht. Die rund 8500 Pfadileiter seien gut ausgebildet, müssten sich ständig weiterbilden und würden gut betreut, sagte Birchler. Die Pfadibewegung vertraue ihnen deshalb. „Hätten wir kein Vertrauen in unsere Leiter, könnten wir keine Aktivitäten durchführen.“
Dennoch lasse sich ein Unfall nie zu 100 Prozent ausschliessen. Die Pfadibewegung sei zutiefst bestürzt und in Gedanken bei den Kindern, Angehörigen und den weiteren Lagerteilnehmern, sagte Birchler. Nun erwarte die Pfadi den Untersuchungsbericht der Staatsanwaltschaft zum Unfall. Danach werde geprüft, ob sich Änderungen aufdrängten.