Pfadi Winterthur hat die Kadetten Schaffhausen, siebenfacher Meister innert zehn Jahren, vorerst von der Pole-Position verdrängt. In den Playoffs wollen die ambitionierten Winterthurer nachlegen.
Pfadi, als neunfacher Titelträger hinter der ehemaligen Handball-Sektion der Grasshoppers nach wie vor die Nummer 2 im statistischen Klub-Ranking der nationalen Szene, prägte das bisherige Pensum wie seit dem letzten Titelgewinn 2004 nicht mehr. Die Winterthurer haben über 80 Prozent ihres Programms gewonnen und nur an fünf von 28 Spieltagen verloren.
Im Vergleich zur letzten Saison ist die Last wesentlich besser verteilt. «Das Angebot im Rückraum ist grösser, unser Spielraum entsprechend auch», sagte Chefcoach Adrian Brüngger am Tag vor dem Playoff-Auftakt. «Vor einem Jahr mussten wir praktisch mit vier Aufbauern durchspielen, das hat sich markant zu unseren Gunsten verändert.» Und jener Keeper, der ihm im letzten Frühling im Final die Laune verdarb, steht nun auf der Seite Pfadis: Arunas Vaskevicius, der bald 42-jährige Litauer mit dem Fundus von über 180 Länderspielen und der Ausstrahlung eines Champions. Zusammen mit dem Schweizer Nationalspieler Aurel Bringolf führt der 1,93-Meter-Brocken eine Abwehr an, die praktisch in jeder Phase des Championats überzeugte.
In der ersten Runde sind die Pfader diskussionslos höher einzuschätzen als St. Otmar. Mit den emotionalen Gipfel-Treffen der Neunzigerjahre, als der temperamentvolle Däne Erik Veje Rasmussen das St. Galler Zepter schwang, ist die Begegnung nicht mehr zu vergleichen. Seit ihrem letzten Double-Jahr (2001 – Finalsieg gegen Pfadi) haben die Ostschweizer zwei wirtschaftliche Totalsanierungen hinter sich.
Inzwischen ist der TSV St. Otmar St. Gallen zwar entschuldet, aber auf dem Parkett lange nicht mehr so schlagkräftig wie einst. Zu unterschätzen ist der Aussenseiter gleichwohl nicht. Trainer Predrag Borkovic kann sich zumindest auf eine sehr gute Starting-Line abstützen. Das tschechische Nationalmannschafts-Trio Galia, Babak und Szymanski garantiert gehobenes Niveau.
Während Monaten produzierten die Kadetten mit teilweise irritierenden Auftritten vorwiegend negative Schlagzeilen. Das Millionen-Ensemble kam nur sporadisch auf Touren. Nur in der Champions League deutete die multinationale Auswahl mit Siegen gegen das ungarische Top-Team Szeged und den französischen Meister Dunkerque ihr Potenzial vereinzelt an.
Im Championat hingegen enttäuschte der Titelhalter mehrfach schwer. Sieben von zehn Finalrunden-Partien verlor Schaffhausen. Zum Abschluss des Vorprogramms setzten die Schaffhauser dann aber doch noch einen Akzent. Sie besiegten Pfadi – notabene zum achten Mal innerhalb von neun Vergleichen. Manuel Liniger bewertet das Ergebnis gegen die aktuelle Nummer 1 der NLA hoch: «Das war ein Statement.»
An Winterthur denkt beim Meister momentan allerdings keiner, Wacker steht im Zentrum. Den Kadetten stehen unangenehme Rencontres bevor. Der Titelträger von 2013 stellte die Schaffhauser Prominenz seit der Sommerpause bereits viermal vor unlösbare Probleme. Mit der exemplarischen Kampfkraft der Berner Oberländer tun sich die eher spielerisch veranlagten Champions schwer.
Entscheidend dürfte aus der Optik Wackers aber sein, ob sich der Topskorer Lukas von Deschwanden gut genug von seiner Rippenprellung erholt. Der Mittelmann führte Thun in der eigenen engen Halle – gegen Schaffhausen werden 1900 Anhänger die Arena füllen – in 14 Heimspielen zu 13 Siegen.