Der frühere Leiter der Tösstaler Pfannenfabrik Kuhn Rikon ist im Alter von 97 Jahren gestorben: Jacques Kuhn erfand den Schnellkochtopf «Duromatic», ermöglichte das Tibet-Institut in Rikon und debütierte als über 90-Jähriger als Krimiautor.
Jacques Kuhn war ein Erfinder und Pionier, der sein Leben lang neugierig und begeisterungsfähig blieb. 1947 war er als 28-Jähriger ins Familienunternehmen eingetreten und leitete es in der Folge – zunächst gemeinsam mit seinem älteren Bruder Henri – bis 1984.
Als gelernter Maschineningenieur prägte er das in Rikon (Gemeinde Zell) im Zürcher Tösstal gelegene Unternehmen: Dabei agierte er nicht als Manager vom Bürotisch aus, sondern tüftelte nächtelang im Labor – und oft auch am eigenen Herd – an neuen Ideen herum.
So entwickelte er etwa das Federventil und die Verriegelung für den von ihm entwickelten Schnellkochtopf Duromatic. Dieser wurde 1949 lanciert und trug wesentlich zum Aufschwung des Unternehmens bei.
Eine Schüssel weniger abwaschen
Weitere Neuerungen folgten. So präsentierte das Unternehmen 1975 beispielsweise das erste doppelwandige Kochgeschirr, das weltweit unter der Marke Durotherm auf den Markt gebracht wurde.
Der Werbeslogan lautete: «Kochen, servieren, warmhalten». Denn dieser Topf war auch gleich die Schüssel, die auf dem Tisch stehen konnte. Die Idee stammte von Hobbykoch Jacques Kuhn: Gemäss eines Porträts in einem «NZZ Folio» aus dem Jahr 2009 war nämlich dem ewigen Junggesellen – Jacques Kuhn heiratete erst mit 88 Jahren – das Abwaschen immer ein Graus.
Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Familienunternehmen blieb Jacques Kuhn diesem treu, wie aus einem Nachruf in der Zeitung «Der Landbote» vom Freitag hervorgeht: Von seinem einfachen Wohnhaus aus habe er stets gehört, ob und in welchem Takt die Pressen in der Fabrik liefen.
Heute wird das Unternehmen, das Jacques‘ Vater Heinrich 1926 gekauft hatte, in vierter Generation geführt.
Begründer des Tibet-Instituts
Wer gut führen wolle, müsse Menschen mögen, so soll ein Grundsatz von Jacques Kuhn gelautet haben. In einer Todesanzeige, die am Freitag in verschiedenen Medien erschien, heisst es denn auch, dass dem Patron nicht nur das Unternehmerische und Wirtschaftliche wichtig gewesen sei, sondern auch seine soziale Verantwortung als Fabrikant.
Dies zeigte sich unter anderem auch in seinem Engagement für die tibetische Gemeinschaft. In den 1960er Jahren, als das Rote Kreuz für tibetische Flüchtlinge einen Ort suchte, stellte Jacques Kuhn mit seinem Bruder Henri Arbeitsplätze und Firmenwohnungen zur Verfügung.
Um die Flüchtlinge unterstützen zu können, gründeten die Brüder auch eine Stiftung und brachten Geld und ein Grundstück ein. 1968 konnte dann im Tösstal das Tibet-Institut eingeweiht werden, das einzige tibetisch-buddhistische Kloster ausserhalb Asiens.
Dieses dient noch immer als geistiges und kulturelles Zentrum für Exil-Tibeter in der Schweiz und aus dem nahen Ausland. Bisher hat es der Dalai Lama 13 Mal besucht – er sass auch schon mal bei der Familie Kuhn im Garten.
Seine Frau Roswitha, die Jacques Kuhn im Alter von 88 Jahren heiratete, lernte er ebenfalls im Tibet-Institut kennen. Sie leitete die dortige Bibliothek. Gemeinsam schrieben die beiden später drei Krimis, die im Tösstal spielten. Einen vierten hatten «KuhnKuhn» in Angriff genommen.
Jacques Kuhn, den familienintern alle «Götti» nannten, nahm noch im vergangenen September gutgelaunt an einem Firmenausflug zum 90-jährigen Bestehen des Familienunternehmens teil und hielt eine Rede. Am 30. Dezember 2016 ist er nach einem kurzen Spitalaufenthalt ruhig eingeschlafen.