Der Zürcher Obdachlosenpfarrer Ernst Sieber wird am Freitag 85 Jahre alt. Dies feiert er am Sonntag mit einem eigens für ihn organisierten Gottesdienst. Der Reformierte Stadtverband Zürich unterstützt zum Geburtstag das Projekt „Brothuuse“ mit 75’000 Franken.
Die Stiftung Sozialwerke Pfarrer Sieber (SWS) organisiert den Gottesdienst für ihren Ehrenpräsidenten, wie Walter Von Arburg, SWS-Kommunikationsbeauftragter, am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur sda sagte. Sieber selbst werde ihn mitgestalten. Auf seinen ausdrücklichen Wunsch soll der Anlass in kleinem Rahmen gehalten werden.
Aus diesem Grund sagte von Arburg nicht, wo der Gottesdienst stattfindet: „Sonst wäre sofort die Öffentlichkeit dabei.“ Teilnehmen sollen – ausser Angehörigen – die SWS-Mitarbeitenden sowie die Randständigen, um die es Sieber seit Jahrzehnten geht.
Auch Geburtstagsgeschenke gibt es für den rührigen Seelsorger. Die SWS hat laut von Arburg ein Buch zusammengestellt. Und auch einzelne Betroffenen lassen es sich nicht nehmen, dem Pfarrer etwas zu schenken.
Ein grosses Geschenk gibt es für das jüngste Projekt Siebers: Wie der reformierte Stadtverband Zürich mitteilte, stellt er 75’000 Franken für die Realisierung von „Brothuuse“ zur Verfügung. Die SWS plant diese Siedlung für rund 50 Randständige in Zürich-Affoltern.
Erst Bauernknecht, dann Pfarrer
Ernst Sieber, der wohl bekannteste Pfarrer der Schweiz, wurde 1927 in Horgen am linken Zürichseeufer geboren. Nach beruflichen Erfahrungen als Bauernknecht machte er die Matur nach und bildete sich in den 1950-er Jahren an der Uni Zürich zum Theologen aus. Von Anfang an engagierte er sich zu Gunsten der Menschen am Rande der Gesellschaft.
Im Laufe der Jahre baute Sieber in Zürich ein vielfältiges Netz von Einrichtungen und Gemeinschaften. Seine erste Obdachlosengemeinschaft rief er 1963 im eisigen Seegfrörni-Winter in einem Bunker am Zürcher Helvetiaplatz ins Leben. 1988 erhielten die diversen Einzelprojekte ein gemeinsames Dach durch die Gründung der Stiftung.