Patentabläufe bei Top-Präparaten machen Pfizer mitten im Konzernumbau schwer zu schaffen. Nicht zuletzt wegen eines Umsatzeinbruchs beim Cholesterinsenker Lipitor sank der bereinigte Gewinn des US-Pharmakonzerns im zweiten Quartal um zehn Prozent. Doch auch die übrig gebliebenen 4 Mrd. Dollar können sich sehen lassen.
Auch die Erlöse fielen derweil, und zwar um sieben Prozent auf knapp 13 Mrd. Dollar, nachdem sie vor Jahresfrist noch bei 14 Milliarden gelegen hatten. An der erst Ende April gekappten Jahresprognose hält Pfizer jedoch fest. In der zweiten Jahreshälfte werde das Geschäft in Schwellenländern – vor allem in China – anziehen, erklärte Konzernchef Ian Read am Dienstag.
Erst einen Tag zuvor hatte Pfizer angekündigt, seinen Konzernumbau voranzutreiben und sich wieder auf das angestammte Geschäft mit rezeptpflichtigen Original-Medikamenten zu konzentrieren. Künftig soll es drei grosse Sparten geben. Die Neuaufstellung war nötig geworden, da das bislang weltweit umsatzstärkste Präparat Lipitor seinen Patentschutz verlor.
Mit dem Cholesterinsenker hatte Pfizer in der Spitze jährlich 13 Mrd. Dollar umgesetzt. Im zweiten Quartal waren es nur noch 545 Mio. Dollar und damit 55 Prozent weniger als vor einem Jahr. Aus dem Hause Pfizer stammt überdies auch die Potenzpille Viagra.
Experten mahnten Umbau an
Viele Analysten hatten dem Konzern, der im vergangenen Jahr von dem Schweizer Rivalen Novartis an der Weltmarktspitze abgelöst worden war, zu dem Umbau geraten. Von Geschäftsfeldern mit geringeren Renditen sollte sich das Unternehmen dagegen trennen. Daher ist eine Abspaltung des Generika-Bereichs in einigen Jahren möglich.
Dabei hatten Pharmagrössen wie Novartis in den vergangenen Jahren ihre Generika-Sparten ausgebaut, um bei Patentabläufen besser dazustehen und das Geschäft nicht komplett der Konkurrenz zu überlassen. Der Verkauf von Nachahmermedikamenten wirft jedoch weniger Gewinn ab, als von Originalprodukten, da diese weitaus billiger sind.
Neuer Branchentrend bemerkbar
Insgesamt geht der Trend in der Branche dahin, sich von weniger Gewinn bringenden Bereichen zu trennen. So hatte der US-Pharma- und Diagnostikkonzern Abbott Laboratories sein forschendes Pharmageschäft als neue Firma mit dem Namen AbbVie in die Eigenständigkeit entlassen.
Pfizer selbst verkaufte im vergangenen November für umgerechnet 11 Mrd. Franken seine Babynahrungssparte Pfizer Nutrition an den Schweizer Lebensmittelriesen Nestlé und schickte auch die Tierarzneitochter Zoetis in die Unabhängigkeit.