Ein Pflanzenstoff bestimmt gemäss einer neuen Studie bei Bienen darüber, wer Königin und wer Arbeiterin wird. Die Substanz fehlt im Gelée Royal, ist aber im Nektar und im sogenannten Bienenbrot vorhanden.
Zukünftige Königinnen werden von den Ammenbienen ausschliesslich mit Gelée Royal gefüttert, künftige Arbeiterinnen zudem mit Honig und Bienenbrot, das aus fermentiertem Pollen besteht – je nachdem, welche Kasten die Kolonie gerade benötigt. Forscher um May Berenbaum von der University of Illinois fanden nun mittels einer Gesamtgenom-Analyse den Urheber der Kastenzuteilung.
Bienenbrot und Honig enthalten den Pflanzenstoff p-Cumarsäure, Gelée Royal nicht. Die im Fachjournal «Scientific Advances» veröffentlichten Experimente zeigten auf, dass Honigbienenlarven nach dem Verzehr von p-Cumarsäure einen völlig anderen Entwicklungspfad einschlagen als solche, die nur Gelée Royal assen.
Die Substanz veränderte drastisch die Eiweissproduktion durch jene Gene, die der Kastenbestimmung dienen. Etwa ein Drittel aller Gene des Bienengenoms waren stärker aktiviert, ein weiteres Drittel herabreguliert, was zum Beispiel die Entwicklung des Fortpflanzungstraktes und die Fähigkeit zur Krankheitsabwehr beeinflusste.
«Während Jahren haben sich die Leute gefragt, was im Gelée Royal zur Entwicklung von Königinnen führt», sagte Berenbaum. «Aber es könnte wichtiger sein, was nicht darin ist – nämlich Pflanzenstoffe, die die Embryonalentwicklung beeinflussen können.»