Pflege von Zimmerpflanzen als Therapie für Pflegeheimbewohner

Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen sollen künftig Pflanzen pflegen dürfen, auch wenn sie nicht ins Freie können. Fachleute erwarten davon positive therapeutische Wirkungen. In zwei Zürcher Heimen läuft ein wissenschaftlich begleitetes Projekt.

Die Pflege von Zimmerpflanzen, im Bild die Azalee, kann Demenzkranken helfen (Symbolbild) (Bild: sda)

Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen sollen künftig Pflanzen pflegen dürfen, auch wenn sie nicht ins Freie können. Fachleute erwarten davon positive therapeutische Wirkungen. In zwei Zürcher Heimen läuft ein wissenschaftlich begleitetes Projekt.

Viele Betagte verlieren mit dem Eintritt ins Pflegeheim mit Wohnung, Balkon und Garten auch die Pflanzen, die sie dort pflegten. Vielen Menschen bedeuten aber ihre Pflanzen viel. In Heimen hat man bisher gute Erfahrungen gemacht mit Gartenarbeit für Demenzkranke.

Ein interdisziplinäres Team unter der Leitung der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) führt ein vorerst zweijähriges Projekt mit „Indoor-Bepflanzung“ durch. Die Fachleute erwarten ein besseres Wohlbefinden der Heimbewohnerinnen und -bewohner sowie weniger depressive Verstimmungen, Schmerzen und Schlafprobleme.

Wie Lorenz Imhof von der ZHAW gegenüber der Nachrichtenagentur sda sagte, werden je nach Wunsch der Betagten verschiedene Pflanzen gepflegt, seien es Blattpflanzen, Schnittblumen, Gewürze oder Balkonpflanzen. Einbezogen werden könnten sowohl die ohnehin im Heim stehenden Pflanzen als auch individuell zur Verfügung gestellte oder gemietete Pflanzen.

Dass man nach positiven Erfahrungen mit Gartenpflanzen nun auch Pflanzen im Haus und auf dem Balkon ins Auge fasse, habe mehrere Gründe: Nicht alle Heime verfügten über einen Garten, im Winter könnten Gärten nicht genutzt werden und manche Pflegebedürftige könnten das Haus nicht – oder nicht immer – verlassen.

Die – freiwillige – Pflanzenpflege wird als selbstverständlicher Bestandteil in den Alltag der Heimbewohner einbezogen. Durch das gemeinsame Tun von Pflegebedürftigen und Pflegenden können sich Beziehungen entwickeln und festigen und es kann eine Vertrauensbasis entstehen, so Imhof.

Umgang wird einfacher

Seitens des Pflegepersonals werde zwar auf den bereits bestehenden Druck hingewiesen, unter welchem gearbeitet werden müsse, sagte Imhof. Anderseits bewirke die gemeinsame Pflanzenpflege einen spürbar entspannteren und einfacheren Umgang mit den Pflegebedürftigen.

Am Projekt beteiligt sind die ZHAW, die Pflegeheime und eine Firma für Innenbegrünungen. Gestartet wurde der Versuch laut Imhof vor einem halben Jahr in je einem Heim in Opfikon und Pfäffikon. Bisher habe man eine Datensammlung erstellt über geeignete Pflanzen sowie Meinungen von Heimbewohnern und Personal.

Als nächstes gehe es jetzt um die konkrete Entwicklung und Einführung. In einem weiteren halben Jahr erfolge erneut eine Erhebung. Stellt sich das auf zwei Jahre angelegte Projekt am Ende als positiv heraus, wird es ausgeweitet. Wie Imhof sagte, hat bereits eine Heimkette mit mehr als einem Dutzend Einrichtungen in der Schweiz ihr Interesse angemeldet.

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