Der harte Schweizer Franken und der Spardruck im Gesundheitswesen haben beim Basler Pharma- und Diagnostikakonzern Roche das Ergebnis 2011 belastet. Der Konzerngewinn konnte dennoch bei einem Umsatz von 42,5 Mrd. Fr. markant auf 9,5 Mrd. Fr. gesteigert werden.
Konzernchef Severin Schwan zeigte sich am Mittwoch vor den Medien überaus zufrieden: Roche habe 2011 sämtliche Ziele erreicht. In der Produktepipeline habe man „phantastische Fortschritte“ erzielt und damit die Grundlage für eine verheissungsvolle Zukunft gelegt. 17 von 20 spätklinischen Studien mit neuen Medikamenten seien positiv verlaufen.
Während anderen Pharmakonzernen neben auslaufenden Patenten vorab auch der Preisdruck im Gesundheitswesen Kopfweh macht, sieht Schwan Roche gut positioniert. Gerade wenn die Preise unter Druck kommen, sei es entscheidend, dass innovative Medikamente den Patienten einen echten Nutzen bringen und ihr Leben verlängern oder ihre Lebensqualität verbessern.
Personalisierte Medizin
Strategisch in einer besonders starken Position sieht Schwan Roche, weil der Konzern für die auch von Konkurrenten vorangetriebene personalisierten Medizin Pharma und Diagnostik unter einem Dach vereine. Zu weiteren Fortschritten in diesem Geschäft soll Roche auch das auf Gensequenzierung spezialisierte US-Unternehmen Illumina verhelfen, für das die Basler letzte Woche eine feindliche Übernahmeofferte lanciert haben.
Der offerierte Kaufpreis von 5,7 Mrd. Dollar sei „fair und äusserst“ attraktiv“, bekräftigte Schwan am Mittwoch. Der CEO ist zuversichtlich, dass die Aktionäre auf das Angebot eintreten. Weiterhin sei Roche aber an einer gütlichen Einigung mit der Illumina-Spitze interessiert.
Mabthera neuer Spitzenreiter
Bei den Medikamenten verfügte Roche letztes Jahr über sieben sogenannte Blockbuster mit einem Umsatz von über 1 Mrd. Franken. Neuer Spitzenreiter ist mit 6 Mrd. Fr. Mabthera, das gegen Krebs und Arthritis eingesetzt wird. Bei Avastin, der bisherigen Nummer 1, sank der Umsatz dagegen um 7 Prozent auf 5,3 Mrd. Franken, weil das Medikament in den USA die Zulassung für Brustkrebs verlor.
Knapp 2000 Stellen weniger
Planmässig vorangekommen ist Roche mit seinem 2010 angekündigten Restrukturierungsprogramm „Operational excellence“. Durch dieses konnten letztes Jahr die Produktivität 2011 gesteigert und der Kernbetriebsgewinn in Lokalwährungen um 6 Prozent auf 15,1 Mrd. Fr. erhöht werden. Erzielt wurden bisher Einsparungen von 1,8 Mrd. Franken. Weitere 600 Mio. Fr. sollen im laufenden Jahr hinzukommen.
Mit „Operational Excellence“ ist der Abbau von 4800 Stellen verbunden. Per Ende 2011 wurden 3850 Abgänge verzeichnet. Zugleich kamen neue Stellen in China und durch Akquisitionen hinzu, weshalb sich der gesamte Mitarbeitendenbestand nur um 1995 auf 80’129 verringerte. In der Schweiz beschäftigt Roche rund 10’000 Personen.