Der spektakuläre Fund von 271 bis vor fünf Jahren noch unbekannten Picasso-Werken hat ein gerichtliches Nachspiel im südfranzösischen Grasse. Ein Ex-Elektriker und seine Frau müssen die Herkunft der Kunstwerke erklären, die sie Jahrzehnte in ihrer Garage aufbewahrten.
Der Mann will die Gemälde, Aquarelle und Zeichnungen, deren Wert heute auf bis zu 100 Millionen Euro geschätzt werden, als Lohn für Handwerksarbeiten vom Künstler selbst erhalten haben. Nachfahren von Pablo Picasso (1881-1973) bezweifeln das. Bei dem bis diesen Donnerstag terminierten Prozess werden dem 75-Jährigen und seiner Frau Hehlerei vorgeworfen.
Der Fall hatte 2010 für Aufsehen gesorgt. Damals präsentierte das Ehepaar die Werke nach 37 Jahren im Pappkarton den Picasso-Erben, um die Echtheit der Arbeiten aus den Jahren 1900 bis 1932 bestätigen zu lassen. Bis dahin hatte das Ehepaar die Kunstwerke in ihrer Garage in Mouans-Sartoux nördlich von Cannes gelagert.
Nach Angaben des Ehepaars haben sie die Arbeiten von Picasso selbst in den Jahren zwischen 1970 und 1973 erhalten. Sie sollen Bezahlung gewesen sein für Arbeiten auf dem Hof von Notre-Dame-de-Vie in Mougins, dem letzten Wohnort Picassos bis zu seinem Tod.
Jahrzehnte später wollte das Ehepaar mit der Verifizierung der Werke durch die Picasso-Administration angeblich ihren Nachlass in Ordnung bringen. Für die Picasso-Erben und zahlreiche Experten ist diese Version nicht glaubhaft.
Picasso, der sich nur ungern von Arbeiten getrennt haben soll, müsste die Werke über Jahrzehnte aufbewahrt und dann von 1970 an innerhalb weniger Jahre weggegeben haben. Geschenke hat der Künstler aber nach Erkenntnis seines Sohns Claude Ruiz Picasso, Mitverwalter der Picasso-Administration, stets datiert und mit Widmung versehen.