In den Bundesasylzentren könnten sich künftig auch muslimische Seelsorger um Asylsuchende kümmern. Im Testbetrieb in Zürich läuft seit Freitag ein Pilotprojekt mit drei muslimischen Seelsorgenden, einer Frau und zwei Männern.
Das Pilotprojekt soll ein Jahr dauern, wie das Staatssekretariat für Migration (SEM) am Montag mitteilte. Ziel sei es zu prüfen, ob künftig in allen Bundesasylzentren eine muslimische Seelsorge eingeführt werden könnte – und welchen Nutzen ein solches Angebot hat.
Die drei muslimischen Seelsorgenden teilen sich ein Stellenpensum von 70 Prozent. Die Bewerber für die Stelle mussten einen von den Schweizer Landeskirchen und dem SEM aufgestellten Kriterienkatalog erfüllen, wie das SEM schreibt. Der Katalog richte sich nach im Kanton Zürich geltenden Verfahrensbestimmungen für die Zulassung von Gefängnis-Seelsorgenden.
Die Bewerber wurden laut SEM zudem vom Nachrichtendienst des Bundes überprüft. Auch die muslimische Partnerorganisation, die Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich (VIOZ), die für die Umsetzung des Projekts bestimmt wurde, wurde vom Nachrichtendienst unter die Lupe genommen.
Nicht das erste Pilotprojekt
Heute wird die seelsorgerische Tätigkeit in den Bundesasylzentren durch den Evangelischen Kirchenbund, die Bischofskonferenz, die Christkatholische Kirche der Schweiz und den Israelitischen Gemeindebund erbracht. Die Frage, ob und in welcher Form eine muslimische Seelsorge in den Bundesasylzentren angeboten werden kann, stand laut SEM schon länger im Raum.
Das Pilotprojekt in Zürich ist auch nicht das erste dieser Art: 2013 wurde im Empfangs- und Verfahrenszentrum Chiasso während vier Monaten untersucht, ob die Anwesenheit und Beratung durch einen islamischen Seelsorgenden das Zusammenleben im Zentrum positiv beeinflusst.
Das Projekt habe eine Reihe vertiefender Fragestellungen aufgezeigt, schreibt das SEM. Diese habe das SEM zusammen mit den Landeskirchen inzwischen mehrheitlich klären können. Die Ergebnisse seien in das neue Pilotprojekt eingeflossen.
Dieses wurde vom SEM in Zusammenarbeit mit den reformierten und katholischen Landeskirchen und dem Schweizerischen Israelitischen Gemeindebund (SIG) erarbeitet. Ausgewertet wird es vom neuen Schweizerischen Zentrum für Islam und Gesellschaft der Universität Freiburg.
Der Interreligiöse Runde Tisch begrüsst das Projekt sehr, wie er in einer Stellungnahme schrieb. Bereits 2013 habe er beim Bund gefordert, es sei an der Zeit, die Seelsorge verstärkt interreligiös zu konzipieren – dies angesichts «der sehr unterschiedlichen, meist nichtchristlichen Religionszugehörigkeit der Asylsuchenden».