Thibaut Pinot gewinnt auf dem Rettenbach-Gletscher die Königsetappe der Tour de Suisse. Gleichzeitig übernimmt der Franzose vom Holländer Tom Dumoulin das Leadertrikot.
Thibaut Pinot war der grosse Profiteur der 5. Etappe, die von Unterterzen zum Rettenbach-Gletscher oberhalb der Tiroler Ski-Station Sölden führte. Pinot, letztes Jahr Gesamt-Dritter der Tour de France, verwies im Schluss-Aufstieg den Italiener Domenico Pozzovivo um 34 Sekunden auf Platz 2. Der Slowene Simon Spilak wurde – weitere drei Sekunden zurück – Dritter, der Brite Geraint Thomas belegte mit 43 Sekunden Rückstand Platz 5.
Dank seinem Etappen-Sieg löste Pinot den Holländer Tom Dumoulin als Leader ab. Dumoulin büsste 1:37 Minuten auf den Franzosen ein. Pinot liegt nunmehr in der Gesamtwertung 47 Sekunden vor Thomas und 50 Sekunden vor Spilak.
Der Abstecher nach Österreich forderte den Fahrern alles ab. Mit 237,3 km stand das längste Tour-de-Suisse-Teilstück seit 1995 auf dem Programm, und am Ende galt es eine brutal steile Rampe zu erklimmen, die durchaus mit dem aus dem Giro d’Italia gefürchteten Mortirolo-Pass zu vergleichen ist. Pinot bewältigte die Aufgabe mit Bravour. 2 Kilometer vor dem Ziel setzte er sich aus der Favoriten-Gruppe ab und holte damit zum entscheidenden Schlag aus.
Kurz nach dem Start am Walensee hatten sich acht Mann vom Feld absetzen können. Unter ihnen befand sich mit dem Zuger Gregory Rast ein Schweizer, und mit den beiden Österreicherin Stefan Denifl und Matthias Brändle fanden auch zwei Akteure der Westschweizer IAM-Mannschaft Unterschlupf in der Spitzengruppe. Maximal befanden sich die Ausreisser knapp zehn Minuten vor dem Feld.
Doch in den 11,4 km langen Schlussaufstieg zum Gletscher, wo im Oktober jeweils der Ski-Weltcup gestartet wird, gingen die besten der Ausreisser nur noch mit einer Reserve von knapp fünf Minuten. Einer wehrte sich allerdings ganz beeindruckend: Bergpreis-Leader Denifl wurde erst 1,5 km vor dem Ziel von Pinot gestellt.
Beste Schweizer der Etappe waren die beiden Walliser Sébastien Reichenbach und Steve Morabito, die mit etwas mehr als zwei Minuten Rückstand auf den Rängen 12 und 13 einfuhren. In der Gesamtwertung liegen Morabito und Reichenbach auf den Positionen 8 und 9.