PIP-Gründer erklärt Billig-Implantate für ungiftig

Im Skandal um den Verkauf von Billig-Brustimplantaten geht der beschuldigte Franzose Jean-Claude Mas in die Offensive. Der Gründer des Unternehmens PIP gab zwar zu, dass er für die Produktion der Implantate nicht zugelassenes Silikon verwenden liess – dieses sei jedoch nicht giftig.

Der PIP-Gründer Jean-Claude Mas bei der Polizei (Bild: sda)

Im Skandal um den Verkauf von Billig-Brustimplantaten geht der beschuldigte Franzose Jean-Claude Mas in die Offensive. Der Gründer des Unternehmens PIP gab zwar zu, dass er für die Produktion der Implantate nicht zugelassenes Silikon verwenden liess – dieses sei jedoch nicht giftig.

Von dem eingesetzten Kunststoff gehe keine besondere Gefahr für die Gesundheit aus, liess Mas über seinen Anwalt Yves Haddad erklären. Alle Silikon-Gele könnten im Körper zu Irritationen führen. Vorwürfe über eine hohe Reissanfälligkeit der Implantate seien nicht belegt.

Das französische Gesundheitsministerium hatte Ende vergangener Woche 30’000 Französinnen eine Entfernung der minderwertigen Implantate empfohlen – auch wenn die Regierung bislang keine Gefahr eines erhöhten Tumorrisikos sieht. Sorge hatten in Frankreich acht Fälle von Tumorerkrankungen bei Frauen ausgelöst, deren Implantate gerissen waren und sich im Körper verbreitet hatten.

Ermittlungen laufen

Als Grund für die Verwendung von nicht zugelassenem Billig-Silikon nannte Mas‘ Anwalt das Gewinnstreben seines Mandanten. Mas werde sich vor der Justiz verantworten, sagte Haddad in einem Gespräch mit der französischen Tageszeitung „Libération“. Er sei Zuhause in Frankreich und erhole sich von einer Operation. Zuvor hatte es Gerüchte gegeben, dass Mas untergetaucht sein könnte.

Der französischen Justiz liegen zudem mehr als 2000 Anzeigen von Frauen mit PIP-Implantaten vor. Zweimal musste Mas bisher bei den Ermittlern zu den Billig-Silikoneinlagen aussagen; Ende 2012 soll der Prozess wegen „schweren Betrugs“ beginnen. Ermittlungen laufen auch wegen fahrlässiger Tötung.

USA warnten bereits vor Jahren

Wie am Dienstag bekannt wurde, hatte die US-Gesundheitsbehörde (FDA) PIP-Produkte schon vor fast zwölf Jahren aufgrund von Mängeln kritisiert. Anfang 2000 habe ein Inspektor eine französische PIP-Fabrik besichtigt und unbefriedigende Ergebnisse mitgebracht, sagte FDA-Sprecherin Erica Jefferson.

Danach habe man Firmengründer Mas in einem Schreiben auf mehrere Produktionsfehler und Mängel hingewiesen. Allerdings habe es sich bei der damaligen Prüfung um mit Kochsalzlösung gefüllte Implantate gehandelt. Im Mittelpunkt des jetzigen Skandals stehen Gelkissen, bei denen Industrie-Silikon statt Silikon für medizinische Zwecke verwendet wurde.

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