Pistorius berichtet über grosse Liebe zu Reeva Steenkamp

Ein frisch verliebtes Paar mit Beziehungsproblemen, aber gemeinsamen Zukunftsplänen: So beschrieb der wegen Mordes angeklagte südafrikanische Sprintstar Oscar Pistorius die Beziehung zu seiner Freundin Reeva Steenkamp am Dienstag vor Gericht in Pretoria.

Oscar Pistorius beim Verlassen des Gerichts am Dienstag in Pretoria (Bild: sda)

Ein frisch verliebtes Paar mit Beziehungsproblemen, aber gemeinsamen Zukunftsplänen: So beschrieb der wegen Mordes angeklagte südafrikanische Sprintstar Oscar Pistorius die Beziehung zu seiner Freundin Reeva Steenkamp am Dienstag vor Gericht in Pretoria.

Pistorius schilderte mit zitternden Händen, wie sich zwischen ihm und Steenkamp nach ihrer ersten Begegnung Anfang November 2012 schnell eine feste Beziehung entwickelte. „Ich war sehr verliebt in Reeva.“ Beide hätten über eine gemeinsame Zukunft nachgedacht. „Ich denke, ich war mehr verliebt in sie, als sie es zeitweise in mich war“, räumte er ein.

Unter Tränen ging Pistorius auf Textnachrichten ein, die er und Steenkamp sich schickten. In einer hatte Steenkamp geschrieben, sie habe „manchmal Angst“ vor ihm. Dies sei „in einer schwierigen Zeit unserer Beziehung“ gewesen, sagte Pistorius. Er schilderte auch Handgreiflichkeiten zwischen den beiden.

Pistorius nahm seine Brille ab und schnäuzte sich mit einem weissen Taschentuch, als er aus anderen SMS vorlas. Darin kamen mehrfach Worte wie „mein Engel“ und „Küsse“ vor. „Reeva mochte Dinge lieber schriftlich sagen, sie fand das einfacher“, sagte er.

Tödliche Schüsse

Die Stimme des Sportlers bebte, als er die Stunden vor den tödlichen Schüssen schilderte: das Zurückziehen ins Schlafzimmer nach einem anstrengenden Tag, Steenkamps Yogaübungen. Er habe mit einem Cousin telefoniert und mit Steenkamp Internetseiten angeschaut, bevor er eingeschlafen sei. Plötzlich sei er wegen der Hitze im Schlafzimmer aufgewacht und aufgestanden, um zwei Ventilatoren vom Balkon zu holen.

Dann habe er gehört, wie sich das Badezimmerfenster öffnete. „Ich glaube, in dem Moment änderte sich alles“, sagte er. Er habe gemeint, Steenkamp – die er im Bett vermutete – vor einem Eindringling schützen zu müssen, habe seine Waffe unter dem Bett hervorgeholt.

Dann habe er die Toilettentür zuschlagen hören und geglaubt, der Einbrecher befände sich in der Toilette neben dem Badezimmer. Er habe geschrien, der Einbrecher solle verschwinden. „Ich schrie Reeva an, sie soll sich auf den Boden legen.“

Pistorius sagte, er habe seine Prothesen nicht getragen, als er sich voller Angst auf die Toilette zubewegte. „Bevor ich es merkte, hatte ich vier Mal geschossen.“ Als Pistorius erzählte, wie er sich über seine tote Freundin beugte, brach er zusammen. „Sie atmete nicht“, sagte er kaum noch hörbar. Die Richterin vertagte daraufhin die Anhörung.

Ohne Prothesen

Pistorius hatte auf Anweisung seines Anwalts Barry Roux bei der Schilderung des Tathergangs eine Unterschenkel-Prothesen abgenommen. Dem Gericht sollte so demonstriert werden, wie verletzlich und klein der Sportler ohne Prothesen ist. Aufnahmen von der Aussage waren nicht gestattet.

Die Anklage hat in dem Prozess bislang versucht, Pistorius als rücksichtslosen Waffennarr darzustellen, der seine Freundin bewusst tötete. Sie lud mehrere Zeugen vor, um diese Einschätzung zu stützen. Zudem sagten Nachbarn aus, sie hätten in der Tatnacht vor den Schüssen lautstarken Streit gehört.

Pistorius hatte sich am Montag erstmals seit der Tat am 14. Februar 2013 öffentlich zu dem Fall geäussert. Er entschuldigte sich bei Steenkamps Familie und sprach ausführlich über seine Kindheit.

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