Bei einem Bombenanschlag der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) auf ein Polizeipräsidium im türkischen Kurdengebiet sind mindestens elf Polizisten getötet worden. Fast 80 Menschen wurden nach Regierungsangaben verletzt.
75 Polizeibeamte sowie drei Zivilisten wurden nach Angaben der Behörden verletzt, als ein mit Sprengstoff beladener Lastwagen an einem Kontrollpunkt etwa 50 Meter vor dem Gebäude der Bereitschaftspolizei in Cizre explodierte.
Das dreistöckige Polizeigebäude glich nach der Detonation einer Ruine, wie Fernsehbilder zeigten. Ein Materiallager stand in Flammen. Das Gouverneursamt der Provinz Sirnak sprach von einem Selbstmordanschlag.
Die PKK bekannte sich am Nachmittag zum Anschlag. Als Grund gab sie in ihrer am Freitag im Internet veröffentlichten Erklärung die «anhaltende Isolation» des inhaftierten PKK-Chefs Abdullah Öcalan an.
Der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim drohte der PKK bereits kurz nach dem Anschlag Vergeltung an. «Wir werden diese hinterhältige Terrororganisation, die eine Geissel für unser Land ist, in die Knie zwingen», sagte er in Istanbul.
Wenige Stunden vor der Explosion hatte die türkische Armee laut Staatsmedien Stellungen von kurdischen Milizen im benachbarten Syrien angegriffen. Die türkische Armee hatte am Mittwoch eine Grossoffensive im syrischen Grenzgebiet begonnen, die sich nach Regierungsangaben sowohl gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) als auch gegen die syrisch-kurdische Partei der Demokratischen Union (PYD) richtet.
PKK auch hinter Anschlag auf Konvoi
Erst am Vortag war im Nordosten des Landes der Konvoi eines Spitzenpolitikers der Opposition angegriffen worden. Dabei wurden drei Soldaten verletzt, einer von ihnen tödlich. Der Politiker Kemal Kilicdaroglu, Vorsitzender der Mitte-Links-Partei CHP, blieb bei dem Anschlag in der Nordostprovinz Artvin unversehrt.
Auch zu diesem Anschlag bekannte sich die PKK. Er habe dem Militär gegolten, nicht aber Kilicdaroglu, teilte die PKK auf ihrer Website mit. Die Untergrundorganisation wird nicht nur von der Türkei, sondern auch von den USA und der EU als terroristisch eingestuft.
Der neue Anschlag auf die Polizei in Cizre reiht sich ein in eine Terrorwelle, die das Land derzeit erschüttert. Vor einer Woche hatte sich ein Selbstmordattentäter mit einem Auto vor dem Polizeipräsidium der Stadt Elazig in die Luft gesprengt und drei Polizisten mit in den Tod gerissen, Dutzende Menschen wurden verletzt.
Hunderte Sicherheitskräfte getötet
Der Waffenstillstand zwischen der PKK und der türkischen Regierung war im Juli 2015 nach zweieinhalb Jahren zerbrochen. Seitdem wurden hunderte Sicherheitskräfte bei Angriffen der PKK getötet. Die türkische Armee geht mit aller Härte gegen die PKK im Südosten des Landes vor, um die Kämpfer aus den Städten zu vertreiben.
In der mehrheitlich von Kurden bewohnten Stadt Cizre an der türkisch-syrischen Grenze hatten sich Soldaten und Polizisten Anfang des Jahres wochenlange Häuserkämpfe mit PKK-Anhängern geliefert, bei denen ganze Strassenzüge zerstört wurden. Die Gefechte in Cizre und anderen Städten im Südosten des Landes waren entflammt, nachdem die PKK in einigen Städten einseitig Autonomiegebiete ausgerufen und diese mit Strassengräben und Barrikaden gegen die Sicherheitskräfte verteidigt hatte.