Platini will Blatter beerben

Michel Platini, Präsident der Europäischen Fussballunion Uefa, hat am Mittwoch seine Kandidatur für das Amt des Präsidenten im Weltverband Fifa als Nachfolger von Joseph Blatter bekannt gegeben.

Eine Hassliebe: Präsidentschaftskandidat Michel Platini (rechts) auf dem Fifa-Kongress Ende Mai in Zürich mit Amtsinhaber Joseph Blatter.

(Bild: Reuters/ARND WIEGMANN)

Michel Platini, Präsident der Europäischen Fussballunion Uefa, hat am Mittwoch seine Kandidatur für das Amt des Präsidenten im Weltverband Fifa als Nachfolger von Joseph Blatter bekannt gegeben.

In einem Brief an die 209 Mitgliedsverbände hat Michel Platini seinen Hut in den Ring geworfen um die Nachfolge von Joseph Blatter. «Das war ein sehr persönlicher, vorsichtig erwogener Entscheid», so der 60-jährige Franzose in einem Statement. Bei der letzten Wahl von Blatter Ende Mai hatte Platini noch auf eine Kampfkandidatur verzichtet.

» Die Mitteilung der Uefa zu Platinis Kandidatur

Die Wahl des neuen Fifa-Präsidenten soll am 26. Februar 2016 in Zürich erfolgen. Als einziger ernstzunehmender Konkurrent von Platini hat bislang der frühere Fifa-Vizepräsident Chung Mong Joon aus Südkorea eine Bewerbung angekündigt. Aus Afrika will Musa Bility aus Liberia antreten, zudem strebt die brasilianische Fussball-Legende Zico eine Kandidatur an.

Bewerber müssen bis zum 26. Oktober die Unterstützerstimmen von fünf Verbänden eingereicht haben, um zur Wahl zugelassen zu werden.

Platini – Blatters Ziehsohn

Der 79-jährige Sepp Blatter war am 29. Mai in Zürich, zwei Tage nach einer spektakulären Verhaftungsaktion der Zürcher Polizei gegen mehrere Fifa-Funktionäre, mit klarer Mehrheit im Amt bestätigt worden. Im Vorfeld des Kongresses hatte Platini, einst ein Ziehsohn Blatters in Sachen Fussballpolitik, diesen noch theatralisch bekniet, auf eine erneute Amtszeit zu verzichten.

Wiederum vier Tage nach seiner Wahl hatte Blatter am 2. Juni seinen Rücktritt angekündigt und diesen Entschluss erst jüngst bekräftigt. Offenbar beeinflusst durch die Ermittlungen der US-amerikanischen Behörden an diversen Korruptionsfronten des Weltfussballs.

Platini, der eine grosse Karriere als Fussballer hinter sich hat, trat erstmals im Rahmen der Fussball-WM 1998 als Vize-Präsident des Organisationskomitees in einer Funktionärsrolle auf. Am Vorabend dieser Weltmeisterschaft wurde Blatter zum Fifa-Präsidenten gewählt – mit der Unterstützung Platinis, der bis 2002 als Blatters Berater fungierte.

Niersbach könnte Platini nachfolgen

In einer Kampfabstimmung gegen Amtsinhaber Lennart Johansson wurde Platini am 26. Januar 2007 zum Uefa-Präsidenten bestimmt. Spätestens seit dieser Zeit gilt das Verhältnis zu Blatter als abgekühlt. In eine zweifelhafte Rolle manövrierte sich Platini mit der WM-Vergabe nach Katar, da sein Sohn Laurent kurz darauf eine wichtige Position bei der einflussreichen Qatar Sports Investment übernahm.

» «Ängstlicher Verwalter» – die Zeitung «Die Welt» setzt sich mit dem Kandidaten Michel Platini auseinander

Sollte Platini tatsächlich Fifa-Präsident werden, scheint ein Nachfolger für Europa bereits gefunden. Dass der Deutsche Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fussballbundes DFB, dafür bereitstünde, gilt als gesichert. Niersbach (64), ein ehemaliger Journalist, hatte sich jüngst mit einem Reformpapier für die Fifa exponiert.

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» Der Fifa-Kritiker Jens Weinreich, derzeit in Kuala Lumpur, wo am Freitag bei der 128. Session des IOC die Winterspiele 2022 vergeben werden, setzt sich in seinem Blog mit dem Nepotismus auseinander und zeichnet aktuell die Seilschaften der Familie Platini nach.   

Die Liste der Fifa-Präsidenten bei Wikipedia
Die Präsidenten der Fifa
Amtszeit Präsident Herkunft
1904-1906 Robert Guérin Frankreich
1906-1918 Daniel B. Woolfall England
1921-1954 Jules Rimet Frankreich
1954-1955 Rodolphe W. Seeldrayers Belgien
1955-1961 Arthur Drewry England
1961-1974 Stanley Rous England
1974-1998 João Havelange Brasilien
seit 1998 Joseph Blatter Schweiz

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