Pleite von Petroplus steht im Raum

Nach der Sperrung einer Kreditlinie von 1 Mrd. Dollar kämpft der Raffineriebetreiber Petroplus ums Überleben. Im Moment bleibt dem Unternehmen die Hoffnung auf einen Verhandlungserfolg mit den Banken und die Hilfe durch die französische Regierung.

Dem Unternehmen Petroplus fehlt viel Geld (Bild: sda)

Nach der Sperrung einer Kreditlinie von 1 Mrd. Dollar kämpft der Raffineriebetreiber Petroplus ums Überleben. Im Moment bleibt dem Unternehmen die Hoffnung auf einen Verhandlungserfolg mit den Banken und die Hilfe durch die französische Regierung.

«Die Situation ist sehr gravierend: Petroplus brauchte Ende des dritten Quartals 1,5 Mrd. Dollar zur Aufrechterhaltung des täglichen operativen Geschäfts – im Moment hat das Unternehmen nur 1,1 Mrd. Dollar zur Verfügung», erklärte Analyst Martin Schreiber von der Zürcher Kantonalbank (ZKB) am Donnerstag im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda.

Es sei allerdings unklar, wo das Unternehmen genaue stehe und wie gross der Liquiditätsbedarf im Moment sei, gab Schreiber zu bedenken. „Mit Produktionskürzungen, Investitionsstopps und dem Aufschub von Lieferantenzahlungen kann das Unternehmen versuchen, in den nächsten Wochen über die Runden zu kommen“, sagte er.

Teufelskreis

Die Massnahmen könnten aber einen Teufelskreis auslösen, warnt Branchenexperte Schreiber. Würde Petroplus auf diese Weise Vereinbarungen für den Erhalt von Krediten (Covenants) verletzen, zöge dies die komplette Blockierung der Kredite und damit eine Insolvenz nach sich.

Das Einfrieren von Krediten beeinträchtigt den Einkauf von Rohöl bereits jetzt akut. Laut Finanzchef Joseph Watson hat Petroplus nur noch Vorräte für wenige Tage.

Petroplus, eine Firma mit niederländischen Wurzeln mit Sitz in Zug, betreibt neben einer Anlage in Cressier (NE) vier Raffinerien in Frankreich, Deutschland, Belgien und Grossbritannien. Das Unternehmen steht schwierigen Marktbedingungen gegenüber und schreibt seit 2008 rote Zahlen.

Möglicher Verkauf von Raffinerien

Laut Analyst Schreiber ist die Anlage in Cressier die drittwichtigste für Petroplus. Er geht daher davon aus, dass eine Drosselung der Produktion die Anlage im Kanton Neuenburg nicht als erstes voll trifft. Die Neuenburger Regierung spricht derweil von einer «ernsten, aber nicht katastrophalen» Situation.

Für Volkswirtschaftsdirektor Thierry Grosjean ist das wahrscheinlichste Szenario, dass Petroplus Anlagen verkauft. Das müsse aber nicht zwingend Cressier sein, wo 250 Mitarbeiter tätig seien.

Auch wenn die Raffineriebranche mit dünnen Margen in einer schwierigen Lage sei, könnte die Anlage Cressier von ihrer Fähigkeit, 68’000 Barrel Rohöl pro Tag zu verarbeiten, profitieren, sagte Grosjean der sda. Ausserdem stehe in Cressier neben der Anlage in Collombey VS die einzige Raffinerie der Schweiz.

Da Cressier im dritten Quartal zusammen mit Raffinerie in Petit-Couronne (Nordfrankreich) aber die tiefste Rentabilität der Petroplus-Standorte aufwies, sind sich Branchenkenner bezüglich der Zukunft der Neuenburger Produktionsstätte weniger sicher als Grosjean. Die Anlage stammt von 1966 und gehörte früher Shell.

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