Der polnische Staatspräsident Bronislaw Komorowski hat den Aufstand im Warschauer Ghetto vor 70 Jahren als «heroischen Kampf um Menschenwürde und Menschenrecht» gewürdigt. Der Aufstand sei auch eine «Anklage gegen die Gleichgültigkeit der freien Welt» gewesen.
Dies sagte Komorowski am Freitag bei der zentralen Gedenkfeier am Denkmal der Ghettokämpfer in Warschau. An der Zeremonie am 70. Jahrestag des Beginns des Aufstands nahmen auch der israelische Bildungsminister Schai Piron und der Präsident des Europaparlaments, Martin Schulz, teil.
Zu den Ehrengästen zählte neben Ghetto-Überlebenden auch Simcha «Kazik» Ratajzer-Rot, einer der wenigen noch lebenden Ghetto-Kämpfer. Der 89-Jährige lebt heute in Israel.
«Es gibt keine Worte, um die Realität des Aufstands oder die Vernichtung der Juden zu beschreiben», sagte Rot. «Es gibt keine Worte für die Brutalität der Deutschen in der abgeschlossenen Welt des Ghettos.»
Im April 1943 lebten im Ghetto noch mehr als 50’000 Menschen von den einst 350’000 jüdischen Einwohnern der polnischen Hauptstadt. «Wir wussten, das uns das gleiche Ende bevorsteht», sagte Rot. «Wir wollten die Art zu sterben selbst wählen. Das war alles.»
Grösste jüdische Diaspora
Piron erinnerte an die kulturelle und religiöse Vielfalt der polnischen Juden, die vor dem Zweiten Weltkrieg die grösste jüdische Diaspora weltweit bildeten. «Die Verschiedenheit spielte für die Nazis keine Rolle», sagte er. «Für sie waren sie einfach nur Juden.»
Ausdrücklich würdigte er die Rolle von Polen, die trotz der Gefahr für das eigene Leben und das ihrer Familien Juden versteckt und das Leben gerettet hatten. «Sie waren wie Kerzen der Menschlichkeit in dunkler Nacht», sagte er.
Am 19. April 1943 waren die ersten Schüsse des Aufstands gefallen. Jüdische Aufständische kämpften gegen SS-Einheiten. Nach mehrwöchigen Auseinandersetzungen endete am 16. Mai der verzweifelte Kampf gegen die zahlenmässig weit überlegenen Deutschen.
Die meisten der überlebenden Aufständischen und Zivilisten wurden an Ort und Stelle von den Deutschen erschossen oder in Vernichtungslager deportiert. Heute leben nur noch drei der einstigen Ghetto-Kämpfer.