Polens mächtige katholische Kirche muss sich erstmals wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes vor Gericht verantworten. Ein 25-jähriger Mann beschuldigt einen katholischen Priester, ihn in seiner Jugend sexuell missbraucht zu haben.
Wie die polnische Sektion der Helsinki-Stiftung für Menschenrechte am Donnerstag mitteilte, verklagt er darüber hinaus auch die katholische Kirche als Institution insgesamt – eine Premiere, wie Adam Bondar von der Helsinki-Stiftung mitteilte.
Der Kläger entschied sich zu der Zivilklage auf Zahlung eines Schmerzensgeldes in Höhe von 200’000 Zloty (fast 58’200 Franken), nachdem die Kirche im vergangenen Oktober einen direkten Anspruch auf Entschädigung zurückwies. Der betreffende Priester war 2012 zu zwei Jahren Haft verurteilt worden.
In Polens katholischer Kirche ist allmählich eine Diskussion über Kindesmissbrauch durch ihre Geistliche in Gang gekommen. Anfang Oktober entschuldigten sich die Kirchenführer für das Verhalten solcher Priester.
Am Mittwoch hatte der UNO-Ausschuss für die Rechte des Kindes dem Vatikan eine Verletzung der Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen vorgeworfen. Der Vatikan habe nicht genug getan, um Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche zu unterbinden, hiess es.
Der Ausschuss forderte den Kirchenstaat auf, sofort alle wegen Kindesmissbrauchs bekannten und verdächtigten Geistlichen ihrer Ämter zu entheben und der Justiz zu übergeben.