Eine Volksbefragung soll nach dem Willen russischer Politiker klären, ob die Stadt Wolgograd wieder dauerhaft Stalingrad nach Sowjetdiktator Josef Stalin heissen soll. Die Befürworter der Umbenennung hoffen, dass der in aller Welt bekannte Name mehr Touristen anlockt.
Die Einwohner der südrussischen Millionenstadt müssten selbst über die umstrittene Frage entscheiden, sagte Valentina Matwijenko, die Präsidentin des Föderationsrates, der Zeitung „Iswestija“ vom Montag. Matwijenko ist wie andere Spitzenpolitiker für eine Umbenennung.
Bereits am Samstag hatte sich die Wolgastadt zu Ehren des 70. Jahrestags der Schlacht von Stalingrad für 24 Stunden ihren alten Namen gegeben. Kremlchef Wladimir Putin hatte bei dem Gedenken in Wolgograd betont, dass sogar eine Metrostation in Paris Stalingrad heisse. Diesen Namen trug die Stadt von 1925 bis 1961.
Kremlkritiker und Menschenrechtler reagierten hingegen entsetzt. In Umfragen lehnte zuletzt die Mehrheit der Russen eine Rückkehr zum alten Namen ab. Historiker beklagen in Russland eine zunehmende Verharmlosung der Zeit schwerer Repression unter Stalin (1879-1953).