Eine neu formierte parlamentarische Gruppe «Journalismus und Demokratie» will sich vor allem für Journalistinnen und Journalisten stark machen. Dass diese Berufsgruppe immer mehr unter Druck kommt, beunruhigt auch Medienministerin Doris Leuthard.
«Ich stelle fest, dass viele Journalisten keine Zeit mehr haben, ihre Arbeit seriös ausüben zu können», sagte Bundesrätin Leuthard am Mittwoch am ersten Anlass der neuen parlamentarischen Gruppe in Bern vor Journalisten, Verlegern und Politikern. Dafür sei vor allem der zunehmende Kostendruck in den Redaktionen verantwortlich.
Allerdings zeigte sich die Bundesrätin auch überzeugt: «Guter Journalismus hat Zukunft.» Insbesondere brauche es in Zeiten, in denen Informationen in Hülle und Fülle vorhanden seien, eine Einordnung.
«Es brennt»
Dramatischer schätzte der Präsident des Journalistenverbands Impressum die Lage ein: «Es brennt», sagte Christian Campiche. Statt vertiefender Recherchen gebe es heute mehr oberflächliche Interviews.
Zudem würden die Redaktionen von Tageszeitungen ausgedünnt. Es bestehe die Gefahr, dass Westschweizer Zeitungen wie «24 heures» oder «Tribune de Genève» schliessen müssten, weil ihnen der Mutterkonzern Tamedia den Geldhahn zudrehe, sagte er zum befürchteten Stellenabbau bei den beiden Blättern.
Ziel der parlamentarischen Gruppe ist es, für Pressefreiheit und -vielfalt einzustehen, wie deren Co-Präsident, der Waadtländer Nationalrat Fathi Derder (FDP), sagte. Da den Medien in der Demokratie eine wichtige Funktion zukomme, wolle die Gruppe ein Bindeglied zwischen den Medien und dem Staat sein und sich vor allem für gute Rahmenbedingungen für Journalisten einsetzen.
Die Nähe zu den Medienschaffenden zeigt sich auch darin, dass Impressum das Sekretariat für die parlamentarische Gruppe führt. Das Co-Präsidium der im Juni gegründeten Gruppe teilen sich parteiübergreifend sieben Parlamentarierinnen und Parlamentarier.
Digitalisierung als Chance
In einer Diskussionsrunde wurde am ersten Treffen nach Antworten auf die Herausforderungen gesucht, vor welche die Digitalisierung und der damit verbundene Strukturwandel die Medienbranche stellen.
Dieser Wandel finde statt, «ob man es gut findet oder nicht», sagte der ehemalige Chefredaktor der «Neuen Zürcher Zeitung», Markus Spillmann. Es gelte, sich anzupassen. Die Digitalisierung biete auch Möglichkeiten.
Eine stärkere Unterstützung des Staates lehnten sowohl Spillmann wie auch Bundesrätin Leuthard ab. Der Staat könne beispielsweise mehr in die Ausbildung von Medienschaffenden investieren, sagte die Medienministerin. Aber eine direkte Förderung komme nicht in Frage.
Der Co-Chefredaktor der Westschweizer Zeitung «Le Courrier», Philippe Bach, meinte hingegen, es lohne sich ein Blick ins Ausland. Dort habe man teilweise gute Erfahrungen mit der Presseförderung gemacht, ohne dass es zu «nordkoreanischen Zuständen» gekommen sei.