Mehr als eine Woche nach der Erdbebenkatastrophe in Nepal gelten zahlreiche Menschen weiter als vermisst, unter ihnen viele Ausländer. In der Touristenregion Langtang wurden nach einem riesigen Erdrutsch Dutzende Leichen geborgen.
Bis Montag wurden in der Region 52 Tote geborgen, darunter waren sieben Ausländer. Nur zwei von ihnen konnten zunächst identifiziert werden: ein Franzose und ein Inder. «Es kann gut sein, dass dort mehr als 200 Menschen verschüttet wurden», sagte der Distriktbeamte Gautam Rimal.
Die nepalesische Polizei veröffentlichte am Montag eine Liste auf ihrer Webseite, die 112 Namen im Katastrophengebiet vermisster Ausländerinnen und Ausländer enthält. Auf der Liste werden aus Europa auch 15 Franzosen, acht Spanier, sieben Deutsche und je drei Belgier, Briten und Tschechen sowie je ein Pole, ein Italiener und ein Österreicher aufgeführt.
Die Liste dürfte nicht vollständig sein: Sie enthielt keine Namen von Schweizer Staatsbürgern. Noch am Montag hatte das Eidgenössische Departement für Auswärtige Angelegenheiten auf Anfrage mitgeteilt, dass «zu ganz wenigen Bürgern bisher kein Kontakt hergestellt werden» konnte, ohne nähere Angaben zu machen.
Zahl der Toten steigt täglich
Bei dem Erdbeben der Stärke 7,8 am 25. April kamen mehr als 7200 Menschen ums Leben. Die Zahl dürfte weiter steigen, sagen die Behörden, weil noch nicht alle Regionen erreicht wurden. Zehntausende Menschen wurden verletzt.
Die nepalesische Regierung sieht sich mittlerweile imstande, die Bergung der Vermissten ohne fremde Helfer zu bewältigen. Ausländische Suchspezialisten würden nicht mehr gebraucht, sagte der Sprecher des nepalesischen Innenministeriums, Laxmi Dhakal: «Wir können das nun allein schaffen.»
Nach seinen Angaben waren gut 4000 Helfer aus 34 Ländern im Einsatz. Am Sonntag waren noch vier Menschen lebend gefunden worden, unter ihnen ein wohl über 100 Jahre alter Mann.
Schweizer Rettungshunde zurück
Die Rettungshunde-Equipe von Redog kehrte von ihrem Einsatz in Nepal zurück. Die sechs Helfer und drei Hunde, die in den Trümmern von Kathmandu nach Überlebenden suchten, landete am Montag in Zürich.
Die Bilanz über den Einsatz ist positiv, wie Equipenleiterin Linda Hornisberger nach der Landung sagte. Für die Angehörigen sei es wichtig, dass nach Verschütteten gesucht werde.
Leben retten konnte die Equipe allerdings nur begrenzt: Nachdem zusammen mit einer türkischen Partnerorganisation zu Beginn zwei Überlebende gefunden werden konnten, lokalisierten die Hunde danach nur noch Tote.
Zu wenige Transportmittel
Zehntausende Überlebende und Verletzte warteten in abgelegenen Regionen weiter verzweifelt auf Hilfe. Die Behörden bräuchten dringend mehr Helikopter, sagte Dhakal. Zelte und Nahrungsmittel können vielerorts nur aus der Luft abgeworfen werden, weil keine Landeplätze zur Verfügung stehen.
Die nepalesischen Behörden haben nur 13 Helikopter. Zu allem Überfluss fiel der grösste davon, ein Transporthelikopter vom Typ Mi-17, mit technischem Schaden aus.
Indien helfe dem Nachbarland mit 14 Helikoptern aus, sagte Dhakal, die USA hätten vier Osprey-Flugzeuge geschickt, die vertikal starten und landen können, und China drei Helikopter. «Wir brauchen mindestens doppelt oder dreimal so viele, wie wir bislang haben», sagte der Sprecher.
Aus Sorge um die Stabilität der Landebahn dürften auf dem einzigen internationalen Flughafen des Landes in der Hauptstadt Kathmandu keine grösseren Maschinen mehr landen, sagte Dhakal.
Die Europäische Kommission erhöhte derweil die finanzielle Unterstützung für Nepal auf 22,6 Millionen Euro. Das kündigte EU-Kommissar Christos Stylianides nach einem Besuch im Krisengebiet an. Einschliesslich der Gelder einzelner Mitgliedstaaten habe die EU bereits rund 40 Millionen Euro mobilisiert.