Polizei in Südkorea ermittelt wegen Blackout bei Servern

Nach Ausfällen von Computernetzwerken bei mehreren TV-Sendern und Banken in Südkorea wird wegen eines möglichen Hackerangriffs aus dem Ausland ermittelt. Der Verdacht richtete sich umgehend auf das kommunistische Nachbarland Nordkorea.

Server-Raum (Archiv) (Bild: sda)

Nach Ausfällen von Computernetzwerken bei mehreren TV-Sendern und Banken in Südkorea wird wegen eines möglichen Hackerangriffs aus dem Ausland ermittelt. Der Verdacht richtete sich umgehend auf das kommunistische Nachbarland Nordkorea.

«Die Untersuchungen dauern an», sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch in Seoul. Ob tatsächlich Nordkorea dahinter stecke, sei noch ungeklärt.

Die Netzwerkstörungen wurden nach Polizeiangaben etwa zur gleichen Zeit um etwa 14 Uhr (6 Uhr MEZ) gemeldet. Das Verteidigungsministerium in Seoul erhöhte die Alarmstufe für Cyber-Bedrohungen auf den Wert drei auf einer fünfstufigen Skala.

Nach Berichten südkoreanischer Medien waren Hunderte von Computern der Sender KBS, MBC, des Nachrichtenkanals YTN sowie der grossen Banken Shinhan und Nonghyup betroffen. Auch bei der Jeju-Bank seien Störungen gemeldet worden. Die Computersysteme der Regierung und von Behörden waren nicht betroffen.

Die Ausstrahlung und die Produktion der Fernsehprogramme verlief nach Angaben der Sender weitgehend normal. Allerdings sei der Zugang zum Internet noch Stunden nach dem Ausfall blockiert gewesen, sagte eine KBS-Mitarbeiterin.

An vielen Bancomaten konnte kein Geld mehr abgehoben werden. «Nach etwa anderthalb Stunden liefen die Transaktionen wieder normal», sagte ein Sprecher der Shinhan Bank in Seoul.

Gegenseitige Beschuldigungen

Nach Angaben der koreanischen Kommunikationskommission (KCC) werden die Ausfälle auf einen Hackerangriff zurückgeführt, bei denen Schadprogramme benutzt wurden. Die schädlichen Codes seien über sogenannte Patch-Management-Systeme verbreitet worden, mit deren Hilfe Software-Aktualisierungen für den Computer installiert werden. Die «Patches» (Pflaster) sollen eigentlich Sicherheitslücken schliessen.

Die Herkunft der Angreifer sei unbekannt, zitierte die nationale Nachrichtenagentur Yonhap Vertreter von KCC. Experten schlossen eine Verwicklung Nordkoreas nicht aus.

Südkorea beschuldigt das Nachbarland, in den vergangenen Jahren eine Reihe von Cyberangriffen auf Websites von Behörden und Finanzinstituten des Landes unternommen zu haben. Nordkorea bestreitet das. Zuletzt hatte Nordkorea seinerseits indirekt Südkorea und die USA für angebliche Attacken auf seine Computernetzwerke verantwortlich gemacht.

Die Lage auf der koreanischen Halbinsel ist seit dem dritten Atomtest in Nordkorea im Februar äusserst gespannt. Pjöngjang hatte als Reaktion auf UNO-Sanktionen und südkoreanisch-amerikanische Militärmanöver erklärt, das Waffenstillstandsabkommen von 1953 zur Beendigung des Korea-Kriegs nicht mehr anzuerkennen.

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